Yeti: Bei diesem Namen fällt einem für gewöhnlich ein großer, weißer, zotteliger Bergbewohner ein, der im Himalaya lebt und einen sagenumworbenen Ruf nach sich zieht. Wirklich gesehen hat den Schneemenschen wohl noch niemand – auch, wenn manche Gegenteiliges behaupten. So rar, wie die Märchen-Figur macht sich das Kompakt-SUV Skoda Yeti nicht: Der Tscheche geht mittlerweile in sein siebtes Baujahr und bereichert unser Straßenbild Tag für Tag. Wir sind den Einstiegsdiesel, den 2.0 TDI mit 110 PS, gefahren und rundum zufrieden.
Doch zunächst zurück zur Optik: In Wagenfarbe lackiert zeigen sich beim Yeti nur die beiden B-Säulen, sodass das Dach nahezu frei zu schweben scheint. A-, C- und D-Säule werden mit hochglanz-schwarzen Blenden abgedeckt und nehmen damit die Optik der Scheiben an. Das wirkt nicht nur sportlich, sondern schafft auch Leichtigkeit.
Das Heck des Skoda Yeti zeigt sich sehr zurückhaltend gestaltet und ist von Kantigkeit geprägt. Das schafft nicht nur den Look von Praktikabilität, sondern bietet diese auch tatsächlich. So stellt der Laderaum bei voller Bestuhlung zwar nur bescheidene 405 Liter Volumen bereit, doch allein der Fakt, dass sich die Rücksitze verschieben lassen, zeugt von der hohen Variabilität des Tschechen. So lässt sich der Kofferraum auf über 1.700 Liter steigern, wenn die Rücksitze ausgebaut sind – was im Übrigen ein Kinderspiel ist. Ansonsten gibt sich das SUV von hinten betrachtet, vor allem durch die Rückleuchten-Grafik, als echter Skoda zu erkennen: Bei Dunkelheit erstrahlen zwei typische C-Bögen – jedoch nicht in der modernen LED-Technik. Zwei Etagen tiefer zeigt dann noch der angedeutete Unterfahrschutz, dass der Yeti einen Geländewagen mimt. Der von uns getestete 2.0 TDI mit Allradantrieb, ist aber wohl eher für die Straße und für gröbere Feldwege gedacht, wie man es von SUV mittlerweile gewohnt ist.
Innen gefällt der Schneemensch auf vier Rädern mit einem gut nutzbaren Innenraum. Im Heck wäre das, wie bereits erwähnt, der variable Kofferraum. Dank der Rücksitze, die konzeptionell aus dem Skoda Roomster stammen, lässt sich allerhand mit dem Yeti anfangen. Verschieben, umklappen, ausbauen – alles kein Problem für den Tschechen. Sogar der Beifahrersitz lässt sich vorklappen, sodass der nächst Einkauf im schwedischen Möbelhaus ohne Problem erledigt werden kann. Dank der Zuladung von 545 kg kann dieser sogar großzügig ausfallen. Sind die Sitze im Fond aber montiert, sollte man nicht mit zu viel Platz rechnen – da kann die Konkurrenz mittlerweile wesentlich mehr. Doch in der Klasse der kompakten SUV zählt der Skoda Yeti ohnehin eher zu den kleineren Vertretern, was sich beim Einparken positiv bemerkbar macht.
Hier hilft auch das steil abfallende Heck, da man sehr gut einschätzen kann, wo der Tschechen-SUV aufhört. Eine Einparkhilfe oder der Einparkassistent sind hier eher dem Komfort zuträglich, als dass sie zwingend nötig wären. Zumal die Fensterflächen recht großzügig bemessen sind und nicht, wie es heutzutage sonst Mode zu sein scheint, Schießscharten ähneln. Das führt nicht nur zu einer guten Rundumsicht, sondern sorgt auch für ein angenehmes Raumgefühl und hilft vor allem den Passagieren im Fond. Zwar sitzen sie nicht beengt, doch würde man sich hier und da etwas mehr Platz auf der Rückbank wünschen – besonders, wenn vorn Großgewachsene sitzen. Wenn man bedenkt, dass sich der Yeti die Plattform mit dem Volkswagen Tiguan der ersten Generation teilt, dann merkt man beim Wolfsburger deutlich, dass er mehr Raum für seine Passagiere bietet.
In Sitzreihe eins reist man hingegen bestens. Die Sitze sind stramm und machen damit lange Fahrten angenehm. Ihr Verstellbereich ist für jede Statur justierbar, selbst 2-Meter-Männer finden gut Platz. Außerdem bieten sie einen überzeugenden Seitenhalt, sogar in der Basis-Version, sodass das dynamische fahrdynamische Potential nicht von ihnen unterbunden wird.
Das ist natürlich eine saubere Lösung, da man sein Handy nicht mehr mit einer hässlichen Halterung irgendwo anbringen muss und sich etwa die Luftzufuhr aus einem der Luftausströmer verbaut – mal ganz abgesehen vom Sicherheitsgewinn. Außerdem kann man über SmartGate Informationen über seinen Yeti abrufen: Reichweite, Verbrauch, Serviceintervalle – alles über das Smartphone oder das Tablet auf dem heimischen Sofa abrufbar.
Der Rest ist typisch Skoda – wer einmal in einem dieser tschechischen Fahrzeuge gesessen hat, wird sich auch hier auf Anhieb zurechtfinden. Der Tempomat sitzt – wie man es von den älteren Volkswagen noch kennt – im linken Lenkstockhebel, die Instrumente sind klar ablesbar und zeigen die markentypische Skalierung, die Sitzhöhenverstellung erfolgt über eine fein justierbare Ratsche – alles erprobt und nicht kompliziert neuerfunden.
Praktisch sind hingegen die vielen kleinen Details, wie etwa der Parkticket-Halter an der Frontscheibe oder die doppelten Sonnenblenden. Hinzu gesellen sich viele alltagstaugliche Ablagen: Auf der Oberseite des Armaturenbretts wartet ein Fach, das die aus der Mode gekommenen CDs beherbergen kann, die Türfächer nehmen 1,5-Liter-PET-Flaschen locker auf und das Handschuhfach, wie auch die Mittelarmlehne kühlen kleinere Getränke oder Speisen. Alles also sehr durchdacht und „simply clever“.
Das kann man auch über den Skoda Yeti 2.0 TDI sagen, der uns zum Test bereitstand. Die Technik wirkt – wie man es für einen Antrieb aus dem Volkswagen Konzern erwartet – ausgereift. Zwar tritt das 110 PS-Aggregat nicht gerade an wie ein Sportwagen, aber das dürft wohl auch niemand vom einem praktischen SUV erwarten. Dieser Motor lädt eher zum Cruisen ein, sodass man schön sanft auf dem ordentlichen Drehmoment von 250 Nm bei 3.000 U/min surfen kann. Damit stellt sich ein schaltfaules Fahren ein, das zudem einen niedrigen Verbrauch ermöglicht.
Als durchschnittlicher Testverbrauch stellten sich bei uns 6,2 bis 6,3 Liter ein – was angesichts der nicht gerade windschnittigen Form des Skoda Yeti völlig in Ordnung geht. Beim Sparen hilft zudem ein sechster Gang helfen, der recht lang ausgelegt ist und einzig der Variante mit Allradantrieb vorbehalten ist. Der 110 PS starke 2.0 TDI ohne Allradantrieb fährt schließlich mit einer Fünfgang-Box vor. So braucht es schon etwas Anlauf, um die Höchstgeschwindigkeit von 176 km/h zu erreichen. Der Sprint von null auf 100 km/h soll 11,9 Sekunden dauern – nicht besonders dynamisch also – gestaltet sich im Alltag aber als vehementer. Zu verdanken hat man das dem angenehmen Druck des Drehmoments und der kurzen Übersetzung der ersten drei Gänge.
Richtig dynamisch wird es beim Kurvenfahren. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung des Yeti gelang recht straff – mit dem 17-Zoll-Felgen gerade noch komfortabel genug für den Alltag. Damit lässt sich das Kompakt-SUV aber sehr behände über winklige Landstraße scheuchen, ohne eine großartige Wankneigung zuzulassen. Dazu passend wurde die Lenkung abgestimmt, die sauber agiert und selbst aus der Mittellage keine Taubheit zeigt. Spurwechsel und Kurvenradien werden mit ihr sauber durchgeführt und nachgezeichnet, dass von echtem Fahrspaß gesprochen werden kann. Ein Tiguan der ersten Generation – auf dem der Yeti basiert – gibt sich zwar komfortabler, aber auch langweiliger und müder.
Letztendlich hat uns der Skoda Yeti sehr gut gefallen und ist ein SUV, das rundum überzeugt. Erstaunlich ist, wie viel Platz und vor allem Variabilität der Tscheche auf kompaktem Raum bietet. Schade ist nur, dass das Aggregat etwas angestrengt mit dem Yeti wirkt. Zwar reicht die Leistung für jede Situation aus, doch passt es mit seiner Auslegung nicht besonders gut zum dynamischen Charakter des sportlich-strammen SUV. Schließlich macht die Abstimmung des Fahrwerks richtig Spaß und zeichnet diesen Skoda als Fahrerauto aus.
Deshalb empfehle ich eher den ebenfalls 2.0 Liter großen Diesel, der aber 150 PS leistet. Damit ist der Skoda Yeti dann durchaus sportlich motorisiert, sodass sein Namensvetter – der Schneemensch – nicht mehr so schnell davonkommen dürfte. So aber konnten wir leider keinen Beweis von dessen Existenz ergattern.
Skoda Yeti Bildergalerie
Weitere Informationen findet ihr unter www.skoda-auto.de | Fotos © Milos Willing