Der Nissan 370 Z: Er ist so etwas, wie die Sportwagenikone der Japaner – mal abgesehen vom Nissan GT-R. Auch die Z-Baureihe hat ihre besondere Tradition, hatte ein langes Loch seit Mitte der 90er Jahre und wurde mit dem 350 Z wiederbelebt. Aber wie! Der aktuelle Nissan 370 Z Nismo ist so etwas, wie die nachgewürzte Variante des Japaner-Racers, also der AMG, S oder M von Nissan. Wir haben ihn mal genauer unter die Lupe genommen.
Von außen trägt der Nissan 370 Z Nismo nicht zu knapp auf – ist geradezu auffällig. Ganz in „Brillant White“ gehüllt, könnte man meinen, das kräftige Coupé mimt den Unschuldsengel, doch das Bild trügt. 344 frei atmende Pferde schlummern unter der Haube und werden rein auf die Hinterräder losgelassen – so viel zum Thema harmlos.
Innen erwartet die beiden Passagiere ein schwarz-rotes Thema – und das nicht zu knapp. Die Racaros tragen viel Alcantara in der Alarm-Farbe, passen aber wie angegossen. Dennoch sollte man sich im Klaren darüber sein, dass der Nissan 370 Z – auch als Nismo – kein Raumwunder ist. Für Personen ab 1,90 m Körpergröße wird es schon ein wenig knapp, zumal das Lenkrad nicht in der Reichweite einstellbar ist. Zudem rückt der Frontscheibenrahmen ins Blickfeld.
Ansonsten bekommt mein ein fahrerorientiertes Cockpit mit vielen netten Zutaten, wie etwa einem sieben Zoll großen Infotainment mit Rückfahrkamera, Music-Box mit 9,6 GB Speicher und Bluetooth Freisprecheinrichtung. Außerdem ist im Testwagen ein Bose Sound-System verbaut, das für guten Klang stehen sollte. Doch leider überzeugt die Anlage wenig, klingt sie recht blechern und scheppernd.
Schließlich wartet unter der Haube ein 3,7 Liter V6 darauf, geweckt zu werden. Heutzutage eine Besonderheit: Es ist ein reiner Sauger, der auf jede Art von Aufladung verzichtet. Und das ist kein Nachteil, sondern einfach eine Art des Fahrens, die heute fast in Vergessenheit gerät. Der V6 zieht, wie es nur ein hubraumstarkes Aggregat kann, verzeiht gerne mal, dass man einen viel zu hohen Gang eingelegt hat und brummt sich vorsichtig sonor die Drehzahlleiter empor.
Wirklich Musik kommt erst bei 5.000 U/min in die Hütte. Allerdings rein motorisch – klanglich ist der Nismo ja etwas müde. Bei dieser Drehzahl steht das maximale Drehmoment von 371 Nm parat und leitet die Kraft agilitätsfördern auf die Hinterachse. Hält man sich beim Beschleunigen immer in diesem Bereich auf, erntet man eine Beschleunigung von Null auf 100 km/h in 5,2 Sekunden. Angesichts des Leergewichts von rund 1,5 Tonnen ein guter Wert, der sich allerdings etwas verhaltener anfühlt. Man ist eben versaut: Versaut durch Turbomotoren, die mit ihrem satten Punch vorgaukeln, schneller zu sein als ein Sauger. Hier klaffen Realität und Papierform oftmals auseinander und setzten Sauger in ein schlechtes Licht.
Dafür kann der 3,7 etwas, das die meisten Turbos nicht können – und das ist drehen! Bei 8.000 U/min mahnt eine rote Leuchte zum Hochschalten und bis dahin heißt es anschnallen und genießen. Die Behäbigkeit beim Drehen, die man den 370 Z bislang immer vorwarf, kann man dem Nismo nicht mehr anlasten – zumindest nicht so ausgeprägt. Zwar gibt es Aggregate, die williger die Drehzahlleiter erklimmen, doch verstecken braucht sich dieser 3,7er nun wirklich nicht. Vor allem, wenn man bedenkt, dass dieser Motor in seiner Grundform von einem Limousinen-Antrieb abstammt. Chapeau!
Dafür klebt er mit seinen 19-Zöllern rundum förmlich auf dem Boden. Hinten sind Reifen im Format 285/35 montiert, womit die Traktionskontrolle in vielen Fällen arbeitslos bleiben darf. Zudem sind die Stoßdämpfer so ausgelegt, dass die 250 km/h Topspeed sich mit dieser Gesamtauslegung wie aus dem Ärmel geschüttelt bewerkstelligen lassen. Frag sich nur, wie lange wir mit solchen Geschwindigkeiten noch über unsere geliebten Autobahnen schießen dürfen. Eine Maut sollte schließlich nie kommen… wie es da wohl um ein Tempolimit bestellt ist?
Aber solche Highspeed-Fahrten sind eh nicht gut für den Durchschnittsverbrauch. Der liegt – laut Prospekt – bei 10,6 Litern. Bei zügiger, also artgerechter, Haltung kann man aber gut und gerne drei Liter dazu addieren – nach oben sind hier bekanntlich kaum Grenzen gesetzt. Vergleicht man das mit der Performance, geht das aber völlig in Ordnung. Zumal ein vergleichbarer Turbo nicht weniger verbraucht, bei Knallgas eher mehr. Und wer sich einen Sportwagen gönnt, wird damit rechnen, dass hier kein Kleinwagendurst zu erzielen ist. Kraft kommt eben von Kraftstoff, nicht wahr?
Kein Verbrauchsnachteil – in der Realität – also für den Sauger. Dementsprechend ist zu hoffen, dass wir hier nicht den letzten Saugmotor erleben. Und falls doch, sollte man sich schnell einen 370 Z in die Garage stellen. Schließlich könnte er einer der letzten seiner Art sein. Ein wachechter Sportwagen eben. Und das Beste ist: Es gibt ihn auch in anderen Farben…
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