Werbung | Cadillac CTS V – Mein lieber Schieber!

Fahreigenschaften – Kein Muscle- sondern ein Bodybuilder Car!

Es ist eine nicht alltägliche Begegnung: Der Cadillac CTS-V ist nicht nur ein Auto, das nachhaltig in den Hirnwindungen bleibt, sondern auch jedem auf der Straße den Kopf verdreht. Die Formensprache: Eckig. Der Sound: Brachial. Der Antritt: Böse! Keine Frage, hierfür sind die 649 PS aus dem 6,2 Liter V8 verantwortlich und brechen – bei Bedarf – qualmend in den hinteren Radhäusern los. Dieses Fahrzeug ist einfach rundum ein Erlebnis der Extraklasse und lässt alles nach ihm einfach grau wirken.

Design – Mit der Axt entworfen

Man steigt in einen Mietwagen mit einem gewöhnlichen 2.0 Diesel ein, vielleicht mit 150 oder 180 Pferdestärken. Für sich genommen durchaus kräftige Zahlen, die aufgrund satter Drehmomentwellen eigentlich mehr als ausreichend sein dürften. Wie gesagt: Eigentlich! Nach dem Cadillac CTS-V kommt einem alles fad vor – gar farblos. Und das zeigt sich bereits beim Außendesign.

Für sich genommen ist dieser Caddy einfach eine Limousine der oberen Mittelklasse und konkurriert mit Fahrzeugen vom Schlage einer Mercedes-Benz E-Klasse, eines BMW 5ers oder eines Audi A6. Freilich liegt der Vergleich, in dieser Leistungsklasse, eher mit den Top-Versionen E63, M5 oder RS6 nahe; ausschlaggebend ist hier aber zunächst das Format. Und mit gut 5,02 Metern Außenlänge passt der Amerikaner gut in diese Riege. Sein Auftritt ist aber weitaus aufregender als derer seiner Mitstreiter. Wahrscheinlich liegt dies vorwiegend an seinem Exotenstatus. Nicht minder wichtig ist aber das generelle Design.

Jeder seiner Widersacher hat seine eigenen Stilelemente, sei es in Form des Single-Frame-Grills, der BMW-Niere oder anderer Elemente. Der Cadillac CTS-V wirkt hier etwas fremd, geizt aber nicht mit Reizen. Der ausladende Kühlergrill ist mit mattem Chrom vergittert, die Motorhaube mit satten Abluft-Schlitzen versehen und die Gesamtgestaltung einfach brutal. Prägendes Element, neben dem Tagfahrlicht, das sich stabförmig von den Frontscheinwerfern bis in die vordere Schürze zieht, ist die Kante. Sowohl die Motorhaube, wie die Seitenlinie oder das Heck sind geprägt von diesem Element und man muss neidlos anerkennen: Die Bügelfalte ist chic!

Sie kaschiert allerdings nicht, dass der Cadillac CTS-V ein massives Automobil darstellt. So wirken die Felgen unter dem gewichtigen Blechkleid schon etwas schmächtig, obwohl wir hier von 19-Zoll-Rädern sprechen. Und tatsächlich: Der Amerikaner entspricht dem Klischee, das man zu seinen Landleuten im Kopf hat und bringt ein paar Extra-Pfunde auf die Waage. Mit knapp 1,9 Tonnen gönnt sich dieser Dampfhammer ein paar Pölsterchen. Diese werden allerdings ziemlich sexy verpackt. Allein der Einsatz von Carbon – die Rede ist vom Fronspoiler, der Spoilerlippe auf dem Heckdeckel und weiteren Elementen – unterstreicht dies bereits. Praktisch ist vor allem das Spoilerschwert aus Carbon nicht. Krefelder Kissen zur Verkehrsberuhigung? Ein Akt, wie die Besteigung des Mount Everest, der wohl ein ähnlich zerknirschtes Gesicht erzeugt.

Innenraum – Der Cadillac CTS-V brilliert

Zerknirscht muss man im Innenraum allerdings nicht sein – ganz im Gegenteil. Und dieser Fakt wird viele überraschen, aber der Amerikaner braucht sich nicht zu verstecken. Das gesamte Interieur wurde mit viel Liebe zum Details gestaltet und entspricht gehobenen Qualitätsansprüchen. Überall befinden sich griffsympathisches Alcantara, nobler Klavierlack, Carbon oder hochwertiges Leder. Von wegen schlecht verarbeiteter Ami.

Schrulligkeiten? Eine! Aber wirklich nur diese eine – und die lässt sich deaktivieren. Im Rückspielgel ist als permanent laufende Kamera eingeblendet, was enorm irritiert und ablenkt. Zumal man, je nach Blickwinkel ein doppeltes Bild betrachtet: Zum einen das des tatsächlichen Spielgels und zum anderen jenes der Kamera. Wie gesagt, dieses Feature ist vielleicht zukunftweisend, aber eher ablenkend und verwirrend. Zack – abgeschaltet. Abschalten kann man auf den Sitzen des amerikanischen Ballermanns ebenfalls bestens. Vorn sitzt man angenehm gestützt von den Racaro-Sportsitzen, die guten Seitenhalt bieten, aber niemals drücken oder kneifen. Hinten genießt man ausreichende Bewegungsfreiheit in jede Himmelsrichtung – zwar nicht fürstlich, aber in einem Angebot, das auch die Konkurrenz bereitstellt. Einzig der Kofferraum fällt mit 388 Litern etwas mager aus, wobei er in der Realität durchaus größer wirkt und gut nutzbar ist.

Beim Infotainment zeigt sich der Amerikaner ebenfalls up to date. Das vollintegrierte Navigationssystem lässt sich über Wischgesten leicht bedienen und lässt einem sogar die zusätzliche Wahl sein Smartphone zu nutzen. Über Android Auto oder Apple Carplay bedient man es in angepasster Form und muss sich nicht an die Caddy-eigene Nutzeroberfläche gewöhnen – obwohl dies leicht von der Hand geht. Etwas schwieriger gestaltet sich die Steuerung der Lautstärke: Über die Lenkradtasten kein Problem, findet man die Regelung in der Mittelkonsole nicht auf Anhieb. Beim genaueren Hinschauen bemerkt man eine matte Edelstahlleiste, die auf Berührungen reagiert. Wischen ermöglicht schnelles Lauter- oder Leiserstellen, Tippen jeweils um eine Einheit. Das geht einfacher und eingängiger.

Fahreigenschaften – Kein Muscle- sondern ein Bodybuilder Car!

Eingängig ist vor allem eines: Der Kaltstart. Morgens, halb acht in Deutschland. Ein Druck auf den Startknopf und der V8 schießt aus seinen vier armdicken Endrohren ein Donnerwetter, dass nicht nur die Nackenhaare, sondern auch die Nachbarn spalierstehen! Ein V8 ist in seiner Ton-Art – vor allem ein Ami-V8 – kaum zu überbieten. Nachdem man in Stufe „D“ der Achtgang-Automatik gewechselt ist, blubbert der Sechszweier nonchalant vor sich hin, wie man es von einem Riva-Boot erwartet. Beim sanften Tritt aufs Gas wird dies mehr, jedoch nie in dem Maß, dass es zu viel wäre. Aber kann man von diesem Beat überhaupt genug bekommen?

Es heiß ausprobieren. Nachdem der Cadillac CTS-V warm ist, geht es zum ersten Mal beherzt aufs Gas – HUI! Vorsicht ist geboten! Hier verteilen sich 649 Kompressor-geladene Pferde – die von der giftigen Sorte – und 855 Nm auf die Hinterachse. Und die ist geneigt, den brutalen Krafteinsatz sofort mit einem Ausfallschritt zu belegen: „Meister! Leistung reichlich da! Traktionskontrolle und ESP funktionieren!“ Danke, gut zu wissen. Und so tastet man sich lieber wieder etwas vorsichtiger an den Boliden heran. Der Spurt auf 100 km/h ist für Könner in 3,7 Sekunden erledigt, Schluss ist bei 320 Sachen. Incredible, würde der Amerikaner jetzt sagen!

Aber wie gesagt, man sollte dieser unbändigen Power mit genügend Respekt begegnen. Ein Beispiel: Man bummelt auf der Autobahn hinter einem durchschnittlichen PKW mit 130 km/h hinterher. Die linke Spur wird frei und man drückt das Gaspedal in den Teppich, während die bestens arbeitende Automatik prompt geweckt wird: Schwupps werden ein paar Stufen runtergeschaltet und auf Attacke gestellt. So weit so gut, aber auch in diesem Tempobereich macht das Heck einen Ausfallschritt! Hat man diesen Aha-Moment überstanden, schiebt der Amerikaner auf Tempo 200 und mehr, als würde er nichts anderes tun. Das Schöne dabei ist, dass er nicht nur vom Aggregat her unangestrengt wirkt, sondern auch mit seiner nachgiebigen Federung gefällt. Er ist ein echter GT – also ein Gran Turismo. Einer, der mit viel Power aber gutem Komfort für die lange Reise einlädt.

Fazit – Wenn ohne Aber!

Warum muss es immer ein „Aber“ geben? Ja, man kann mit dem Caddy viel Spaß haben, wird von Jungspunden an der Ampel gefragt, ob man nicht mal den Motor aufheulen lassen könnte. Man kann ganz entspannt dahinrollen und mitschwimmen, man kann wie ein Irrer dahinschießen und 300 km/h ganz easy aus dem Handgelenk schütteln. Und man kann sparsam sein. Des ein oder anderen mag Unterkiefer mag gleich den Kontakt zu Tischplatte suchen, doch die 20 Liter Durchschnittsverbrauch sind angemessen. Hier ist die Rede von einem 6,2 Liter Achtzylinder mit permanent laufendem Kompressor, der alles in Grund und Boden fährt. Und er wurde stets zügig bewegt. Da passt dieser Wert allemal. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher 2.0 TDI eines Vertreters, der ebenfalls gehetzt bewegt wird, benötigt in der Realität acht Liter im Mix. Der Caddy-Motor ist aber mehr dreimal so groß und hat die vierfache Leistung, aber nur den 2,5-fachen Verbrauch. Schon mal von diesem Standpunkt aus gesehen? Und auch der Preis von rund 100.000 Euro geht angesichts des Konkurrenzumfelds und der gebotenen Leistung mehr als in Ordnung. Das Aber? Das ist irgendwo in der grauen Theorie zu finden. Deshalb auch die Schwarz-Weiß-Fotos. Nicht dass noch jemand behauptet, Trendlupe wäre nicht neutral und würde überall nur eitel Sonnenschein sehen. You see, Guys?