Um schöne Gärten zu sehen, reisen die Menschen nach Großbritannien, Frankreich und Italien. Dort erfreuen sie sich an perfekt arrangierten Landschaftsparks, verspielten Renaissance-Gärten und pompösen Barock-Anlagen. Doch um eine solche Pracht zu erleben, müssen Gartenfreunde nicht erst ins Ausland fahren. Denn Nordrhein-Westfalen bietet dutzende Gärten, die dem internationalen Vergleich jederzeit standhalten. Davon ist Reisejournalistin und Bloggerin Antje Zimmermann überzeugt. Auf ihrem Blog www.weltenkundler.com und in ihren Reiseführern stellt sie regelmäßig die schönsten Ausflugsziele an Rhein und Ruhr vor.
Schloss Dyck bei Jüchen
Schwarze Schwäne schwimmen im Burggraben. Mächtige Türme erheben sich und alte Bäume stehen weit sichtbar auf einer kleinen Anhöhe – egal von welcher Seite Besucher Schloss Dyck betrachten: es wirkt immer wie ein perfekt arrangiertes Gemälde. Und so lautete auch der Auftrag, den der frühere Schlossherr, Fürst Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck, 1794 dem schottischen Gartenarchitekten Thomas Blaikie gab: Er sollte einen Ort schaffen, der die Menschen verzaubert. Das gelingt dem englischen Landschaftsgarten noch heute mit Leichtigkeit.
Seltene Baumschönheiten
180 verschiedene Baumarten stehen im Park. Darunter Eschen, die mit gut 40 Metern die höchsten in ganz NRW sind, und eine Sumpfzypresse, deren Wurzelwerk wie ein gigantisches Spinnennetz über der Erde wächst. Der interessanteste Baum ist eine alte Eibe. Sie hat einen Umfang von fast hundert Metern und ihre Äste hängen nach allen Seiten so tief zu Boden, dass eine Höhle entsteht – nicht nur Kinder begeistern sich für dieses kleine Naturwunder.
Ganz unterschiedliche Gärten
Schloss Dyck ist auch deshalb für Gartenfreunde so interessant, weil es ganz verschiedene Anlagen bietet. Neben dem pompösen Schlosspark gibt es so ganz bodenständige Gärten. Hier können sich Besucher für den heimischen Garten inspirieren lassen: Etwa von Bambus, kombiniert mit Buxbäumen und bunten Beeten. Viele der präsentierten Pflanzen werden auch direkt auf Schloss Dyck verkauft; dazu selbst angebautes Obst und vor Ort gepresste Säfte. Auch ein liebevoll gestaltetes, „grünes“ Restaurant befindet sich auf der Anlage.
http://www.stiftung-schloss-dyck.de/de/schloss-und-park/fuehrungen.html
Kölner „Göttin der Natur“
Wer sich für Gartenkunst begeistert, wird die Kölner Flora lieben. 21 Meter ragt hier ein gewaltiger Mammutbaum in die Höhe. Tiefrot schimmern die Blätter der Blut-Buche und in einem dunklen Teich leuchten cremefarbene Lotosblüten wie helle Sterne. Besucher, die durch den Botanischen Garten der Kölner Flora schlendern, geraten unweigerlich ins Schwärmen. Denn unter den 10.000 verschiedenen Pflanzen finden sich viele jahrhundertealte Bäume, die einmalige Naturdenkmäler sind.
Die erste deutsche Palmenallee
Regelmäßig finden in der Flora Führungen zu den unterschiedlichsten Themen statt. Während der Touren erfahren Besucher Kurioses aus dem Pflanzenreich: etwa, dass es einen „Beamtenbaum“ gibt. Weil sein Laub als letztes im Frühjahr kommt und als erstes im Herbst wieder geht, haben Botaniker ihm diesen Spitznamen gegeben. Genauso unterhaltsam ist die Geschichte der ersten deutschen Palmenallee, die 2008 in der Kölner Flora eingeweiht wurde. Denn in der Stadt ist man besonders stolz, dass es sich bei den Palmen um „echte Kölsche Jungen und Mädchen“ handelt. Sind die 30 Bäume, die die Allee bilden, doch alles direkte Nachkommen der ersten chinesischen Hanfpalmen, die in den 1970er in Köln angepflanzt wurden.