Kaum ein VW-Modell ist so erfolgreich wie der Tiguan. Seit 2007 wurden weltweit über sieben Millionen Stück verkauft – Tendenz steigend. Jetzt schickt Volkswagen die dritte Generation ins Rennen, intern Tiguan „NF“ genannt, und spendiert dem beliebten Familien-SUV erstmals einen Plug-in-Hybrid Antrieb. Als Technik-Enthusiast und Familienvater war ich natürlich gespannt: Kann der VW Tiguan R-Line 1.5 TSI eHybrid mit 130 kW Verbrenner (272 PS Systemleistung) im Alltag überzeugen? Genau das finden wir in diesem ausführlichen Praxischeck heraus.
Schon vorab: Der neue Tiguan eHybrid verbindet erstaunlich souverän elektrisches Fahren im Alltag mit der gewohnten Langstreckentauglichkeit eines Benziners. Mit einer elektrischen Reichweite von bis zu 120 km (WLTP) und jeder Menge neuer Technik-Features soll er sowohl Pendler als auch Vielfahrer begeistern – und nebenbei Familien mit Platz und Komfort überzeugen. Klingt nach eierlegender Wollmilchsau? Schauen wir uns das genauer an.



Design und Auftritt: Moderner Look, sportliche R-Line-Details
Optisch bleibt der Tiguan seiner Linie treu, wirkt aber in der neuen Generation etwas runder und stromlinienförmiger als sein Vorgänger. Besonders in der R-Line-Ausstattung macht er ordentlich was her: Sportliche Schürzen, ein markanter R-Line-Kühlergrill mit Wabengitter und glänzend schwarze Akzente (vor allem mit dem optionalen Black Style Paket) lassen das SUV dynamisch und edel auftreten. An der Front prangt jetzt ein durchgehendes Leuchtband zwischen den Matrix-LED-Scheinwerfern – ein Designmerkmal, das man schon von anderen neuen VW-Modellen kennt und das dem Tiguan einen hohen Wiedererkennungswert verleiht.
Auch von hinten erkennt man den neuen Look sofort: Die LED-Rückleuchten sind schmaler und ziehen sich weiter in die Fahrzeugflanken. Ein feiner Leuchtstreifen verbindet die Heckleuchten (bei eingeschaltetem Licht), inklusive beleuchtetem VW-Emblem in der Mitte. Das sieht abends richtig schick aus und unterstreicht den modernen Auftritt. Die R-Line spendiert zudem einen dezenten Dachkantenspoiler und im Stoßfänger angedeutete Diffusorelemente. Echte Auspuffrohre sucht man vergebens – die Endrohre sind versteckt, was dem sauberen Hybrid-Image entgegenkommt.
Mit 19-Zoll-Leichtmetallrädern (Serie bei R-Line, optional auch 20 Zoll) und leicht tiefergelegtem Sportfahrwerk steht der Tiguan R-Line satt auf der Straße. Trotz der sportlichen Optik bleibt er ein typischer Tiguan: übersichtliche Karosserie, noch kompakte Abmessungen und praktische Details wie eine umlaufende Schutzbeplankung (in Wagenfarbe bei R-Line) und robuste Dachreling für Fahrradträger oder Dachbox. Insgesamt gefällt mir die Mischung aus Evolution und frischen Akzenten – der Tiguan wirkt jetzt etwas eleganter, ohne an Präsenz einzubüßen.
Plug-in-Hybrid-Antrieb: Leistung trifft Effizienz
Kernstück der Tiguan eHybrid-Version ist natürlich der Antrieb. Volkswagen kombiniert hier einen 1,5-Liter TSI Turbo-Benziner mit 4 Zylindern und 130 kW (177 PS) mit einem 85 kW starken Elektromotor. Beide zusammen liefern in der Spitzenversion stolze 272 PS Systemleistung (200 kW) und ein sattes Drehmoment von rund 400 Nm. Damit ist der Tiguan eHybrid auf dem Papier bestens gerüstet: Der Standardsprint von 0 auf 100 km/h gelingt in etwa 7,5 Sekunden, und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei rund 215 km/h – absolut ausreichend für ein Familien-SUV. Interessant: Der eHybrid ist ausschließlich mit einem 6-Gang-DSG Doppelkupplungsgetriebe zu haben (die anderen Motorisierungen nutzen teils 7 Gänge). Die Schaltvorgänge erfolgen butterweich und unmerklich, was zum komfortablen Charakter passt.
Doch Zahlen sind das eine – spannender ist, wie sich der Hybrid im Alltag schlägt. Im reinen E-Modus fährt der Tiguan bis zu 120 km weit elektrisch (je nach Fahrprofil und Temperatur; realistisch sind eher 80–100 km, was aber immer noch top ist). Für die meisten Alltagsstrecken – vom täglichen Pendeln bis zum Einkauf – reicht das aus, ohne dass der Verbrenner anspringt. Der Wagen startet immer elektrisch und nutzt den Benziner nur bei Bedarf oder leerer Batterie. Man kann manuell verschiedene Modi anwählen: EV-Modus (rein elektrisch bis ca. 140 km/h), Hybrid-Auto (das Fahrzeug entscheidet intelligent über den Einsatz beider Motoren) oder einen Battery-Hold Modus, um die Akku-Ladung für später aufzusparen (z.B. für die Stadt am Ende einer Autobahnfahrt). Tritt man das Gaspedal ganz durch, schaltet sich automatisch der 1.5 TSI dazu und liefert zusammen mit dem E-Motor maximale Power – ideal zum Überholen.












Die elektrische Unterstützung merkt man auch im Hybridbetrieb deutlich: Der Tiguan eHybrid gleitet leise und souverän dahin, der E-Motor füllt die Turbolöcher des Benziners aus und sorgt für spontanes Ansprechverhalten. Beim Ampelstart zieht er kräftig los, schließlich steht das volle Drehmoment des E-Motors sofort zur Verfügung. Dabei bleibt der Verbrenner oft ausgeschaltet, solange keine hohe Leistung gefordert ist. Das Ergebnis: flüsterleises Dahinrollen im Stadtverkehr und beim Cruisen – die Insassen genießen fast schon E-Auto-Feeling, insbesondere in der Stadt. Erst wenn man stärker beschleunigt oder die Batterie einen kritischen Ladestand erreicht, meldet sich der Benziner zu Wort.
Apropos Benziner: Der neue 1.5 TSI im Tiguan hat einige Effizienztricks auf Lager (Miller-Brennverfahren, variable Turbogeometrie und Zylinderabschaltung ACT), was ihn sehr sparsam macht. In Kombination mit der Batterie führt das zu eindrucksvollen Normverbrauchswerten: Offiziell genehmigt sich der Tiguan eHybrid nur etwa 0,4–0,5 Liter Benzin auf 100 km (nach WLTP, kombiniert mit vollem Akku) plus ca. 17–18 kWh Strom. Klar, diese Idealwerte erreicht man nur, wenn man regelmäßig lädt. Aber sie zeigen: Wer den Hybrid richtig nutzt, kann den Benzinverbrauch auf ein Minimum reduzieren. Viele Kurzstreckenfahrer werden wochenlang nicht tanken müssen, sofern sie fleißig Strom laden. Und auf der Langstrecke? Selbst wenn die Batterie leer ist, bleibt der 1.5 TSI mit etwa 5,5–7 Liter/100 km (je nach Tempo) recht genügsam – das geht in Ordnung für ein 1,9-Tonnen-SUV.
Fahrgefühl: Zwischen Stadtverkehr und Autobahn
Wie fährt sich der Tiguan eHybrid nun in der Praxis? Ziemlich entspannt und souverän, würde ich sagen. In der Stadt und im Stop-and-Go-Verkehr ist er in seinem Element: rein elektrisches Gleiten, keine Motorengeräusche, sofortiger Vortrieb. Man gewöhnt sich schnell daran, lautlos an der Ampel davonzuziehen – beinahe wie in einem großen Elektro-SUV. Durch die erhöhte Sitzposition und die guten Rundumsicht (unterstützt von Sensoren und Kameras) kommt auch im dichten Verkehr kein Stress auf. Die Lenkung ist leichtgängig, der Wendekreis SUV-typisch etwas größer, aber noch okay für Parkhäuser. Beim Verzögern merkt man leicht die Energierückgewinnung (Rekuperation), die automatisch abläuft, aber nicht allzu aggressiv eingestellt ist. Ein stärkeres „One-Pedal-Feeling“ wie in manchem Elektroauto fehlt – Volkswagen geht den sanften Weg, was den Komfort erhöht. Auf Wunsch könnte die Rekuperation ruhig einstellbarer oder stärker sein, etwa für bergab oder sportliches Laden, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Auf der Landstraße zeigt der Tiguan eine erfreuliche Agilität für sein Gewicht. Die präzise Lenkung vermittelt ein sicheres Gefühl, der Wagen liegt gut in der Kurve, schiebt dank des tief im Fahrzeugboden verbauten Akkus (tiefer Schwerpunkt) nicht übermäßig stark über die Vorderräder. Klar, ein Sportwagen ist er nicht – will er auch gar nicht sein – aber für ein Familien-SUV dieser Größe wirkt der Tiguan überraschend handlich. Der Hybridantrieb verteilt die Arbeit harmonisch: Oft kann man mit konstantem Tempo durch Ortschaften elektrisch „segeln“ und beim Herausbeschleunigen am Ortsausgang unterstützt der E-Motor den Verbrenner, sodass zügige Überholvorgänge gelingen. Das Zusammenspiel funktioniert dabei sehr geschmeidig. Lediglich wenn man das Gaspedal abrupt durchdrückt, braucht der Verbrenner einen kurzen Moment, um hochzudrehen – dann hört man ihn auch deutlich aufheulen. Dieser Übergang passiert aber selten und hauptsächlich, wenn man wirklich die volle Leistung abruft.
Auf der Autobahn spielt der Tiguan eHybrid seine Komforttrümpfe aus. Bei Richtgeschwindigkeit (120–130 km/h) kann man oft noch rein elektrisch dahinrollen – erstaunlich, aber der kräftige E-Motor schafft das solo bis etwa 140 km/h. So gleitet man leise dahin; erst wenn mehr Tempo gefragt ist, kommt der TSI ins Spiel. Selbst dann bleibt das Geräuschniveau moderat: Wind- und Abrollgeräusche sind gut gedämmt. Bei 160 km/h aufwärts arbeitet natürlich der Benziner dauerhaft, doch auch hier ist der Tiguan noch angenehm leise und stabil. Die 6-Gang-DSG hält den Motor bei höherem Tempo in einem effizienten Drehzahlbereich, man hat stets genug Reserven, um auf 180 km/h oder mehr hochzuziehen, falls nötig. Apropos Reserven: die Systemleistung von 272 PS merkt man vor allem beim Zwischenspurt. Kickdown bei 100 km/h – und das SUV sprintet kräftig nach vorne, um z.B. einen LKW zügig zu überholen. Da macht sich positiv bemerkbar, dass der Elektromotor sofort sein Drehmoment beisteuert, während der Verbrenner volle Power liefert. In Zahlen: der Durchzug von 80 auf 120 km/h klappt in wenigen Sekunden, Überholvorgänge sind stressfrei.




Wie steht es um Fahrwerk und Federung? Hier kommt es darauf an, welche Version man vor sich hat. Unser Testwagen in R-Line Ausstattung besitzt sportlich abgestimmte Dämpfer und große Felgen (20 Zoll im Black Style Paket). Das sorgt für eine straffe Straßenlage und geringe Seitenneigung in schnellen Kurven – selbst auf kurvigen Strecken bleibt der Aufbau relativ ruhig, was Mitfahrer zu schätzen wissen. Allerdings spürt man auf schlechtem Straßenbelag auch die Kehrseite: Querfugen und Schlaglöcher reichen merklich in den Innenraum durch. Gerade bei langsamer Fahrt in der Stadt wirkt der Tiguan R-Line mit Sportfahrwerk etwas poltrig über Kanaldeckel und Bodenwellen. Vermutlich würden kleinere 18-Zoll-Räder oder das Standardfahrwerk (bei nicht R-Line Modellen) etwas mehr Nachgiebigkeit bringen. Zum Glück hat VW eine technische Lösung parat: das optionale DCC Pro – eine adaptive Fahrwerksregelung, die im Tiguan neueste Generation an Bord ist. Per Fahrmodus-Drehregler kann man zwischen Comfort, Normal, Sport (und weiteren Individualsettings) wählen, wodurch die elektronischen Dämpfer ihre Härte anpassen. In „Comfort“ bügelt der Tiguan Unebenheiten spürbar sanfter weg, ohne schwammig zu werden. In „Sport“ hingegen strafft er sich für präzisere Kontrolle. Während meines Tests erwischte ich mich dabei, meist im Komfortmodus zu fahren – er passt am besten zum hybriden Charakter: entspannt und gelassen cruisen, mit der Möglichkeit, bei Bedarf zügig anzuschieben.
Insgesamt fährt sich der Tiguan eHybrid unkompliziert und ausgewogen. Er hat keine gravierenden dynamischen Schwächen, aber er ist auch kein Adrenalinfahrzeug – was völlig in Ordnung ist, denn in diesem Segment zählt Vielseitigkeit mehr als Nervenkitzel. Das Auto vermittelt einem viel Sicherheit, klebt förmlich auf der Straße und bietet gleichzeitig Fahrspaß auf subtile Art: nämlich durch die Leichtigkeit, mit der man unterschiedlichste Fahrsituationen meistert, von der lautlosen Cityfahrt bis zur schnellen Reiseetappe.
Elektrisch unterwegs: Laden und Reichweite im Alltag
Einer der größten Pluspunkte des Tiguan eHybrid ist die deutlich gesteigerte Batterie-Kapazität gegenüber früheren VW-Hybriden. Der Akku verfügt nun über 19,7 kWh netto – fast doppelt so viel wie beim Vorgänger. Damit sind, wie erwähnt, um die 110–120 km elektrische Reichweite drin (je nach Zyklus und Version). In der Praxis bedeutet das für viele: tägliche Strecken können rein elektrisch gefahren werden. Pendelst du beispielsweise 30 km einfach zur Arbeit? Selbst ohne Nachladen dort kommst du elektrisch wieder heim. Und wenn dein Arbeitgeber oder Einkaufszentrum Lademöglichkeiten bietet, umso besser – dann fährst du praktisch permanent emissionsfrei im Stadtbetrieb.
Das Aufladen gestaltet sich beim neuen Tiguan erfreulich flexibel und schnell. An einer Wallbox oder öffentlichen AC-Ladesäule lädt er jetzt mit bis zu 11 kW dreiphasig (vorher nur 3,6 kW). Damit ist der große Akku in ungefähr 2 bis 3 Stunden wieder voll – das kann man gut nebenbei erledigen, etwa am Nachmittag zu Hause oder während des Einkaufs, wenn eine entsprechende Säule verfügbar ist. Noch beeindruckender: Der Tiguan eHybrid beherrscht sogar DC-Schnellladen mit bis zu 50 kW. Für ein Plug-in-Hybrid ist das außergewöhnlich, denn viele Konkurrenzmodelle laden nur langsam mit Wechselstrom. Mit 50 kW Gleichstrom kann man den leeren Akku in grob 30 Minuten auf etwa 80% bringen. Praktisch für die Urlaubsreise: Beim Raststätten-Stopp eine Tasse Kaffee trinken und in der Zeit genug Strom für weitere 80-90 km E-Fahrt nachladen – so lässt sich auch auf längeren Touren immer wieder lautlos dahingleiten, ohne lange Zwangspausen.
Natürlich kann man den Tiguan auch einfach an der heimischen Schuko-Steckdose laden, falls keine Wallbox vorhanden ist. Dann dauert ein kompletter Ladezyklus rund 9–10 Stunden über Nacht – morgens ist der Wagen dann vollgeladen. Volkswagen bietet entsprechende mobile Ladekabel und auch smarte Wallboxen an. Über die WeConnect-App lässt sich der Ladevorgang übrigens überwachen und steuern: Man kann Ladezeiten programmieren (z.B. günstigen Nachtstrom nutzen) und wird benachrichtigt, wenn der Akku voll ist.
Ein weiterer Vorteil des Plug-in-Hybrids: Vorklimatisierung. Per App oder Timer im Auto kann man den Innenraum im Winter vorheizen oder im Sommer vorkühlen, solange das Fahrzeug am Strom hängt. So steigt man morgens in ein angenehm temperiertes Auto, ohne Reichweite zu verlieren – der Strom kommt ja aus der Steckdose. Das ist ein Komfortfeature, das Pendler schnell zu schätzen wissen.
Was bedeutet die E-Reichweite nun konkret im Alltag? Ein paar Beispiele aus meiner Erfahrung: In der Stadt kann man tatsächlich fast alle Besorgungen elektrisch erledigen – vom Supermarkt bis zum Kindergarten. Selbst wenn man mal spontan einen Umweg fährt, reicht der Akku im Normalfall. Ich bin an einem Samstag bewusst nur im E-Modus durch die City gegondelt, habe Freunde besucht, war einkaufen und auf dem Rückweg noch beim Baumarkt – insgesamt knapp 60 km – und hatte immer noch gut 30% Restakku. Das fühlt sich ein bisschen an wie ein Elektroauto, nur dass man eben keinen Ladevorgang einplanen MUSS, da ja im Zweifel der Benziner übernehmen könnte.

















Auf der Landstraße oder Bundesstraße schafft man mit einer Ladung ebenfalls beachtliche Distanzen. Fährt man moderat (80-100 km/h), sind 80+ km elektrisch machbar. Erst bei vielen Zwischensprints oder Steigungen sinkt die Reichweite etwas schneller. Ich habe auch ausprobiert, was bei zügigerer Autobahnfahrt passiert: Bei konstant 120 km/h kamen etwa 50-60 km rein elektrische Strecke zustande – dann schaltete sich der Verbrenner dazu. Das zeigt: Auch Teilstücke einer Autobahnreise kann man emissionsfrei zurücklegen, wenn man möchte.
Sollte der Akku mal leer sein, verwandelt sich der Tiguan eHybrid praktisch in einen normalen Hybrid. Er fährt dann überwiegend mit dem Benziner, gewinnt aber weiterhin beim Bremsen etwas Energie zurück und nutzt sie zur Unterstützung. Man merkt es daran, dass selbst mit leer angezeigter Batterie im Hintergrund immer ein paar kWh „gepuffert“ werden, um z.B. beim Losfahren kurz elektrisch anzuschieben oder den Motor abzustellen, wenn man vom Gas geht. Ein echter „Notmodus“ tritt also nicht ein – es ist eher ein fließender Übergang zu mehr Benzinbetrieb. Dennoch: Um die maximale Effizienz zu erreichen, sollte man möglichst nach jeder längeren Fahrt wieder nachladen. Nur so schöpft man die Vorteile des Konzeptes optimal aus. Wer das nicht möchte oder keine Lademöglichkeit hat, für den wäre ein Diesel-Tiguan oder der 1.5 eTSI vielleicht die bessere Wahl. Aber ich finde, gerade weil das Laden so schnell und unkompliziert geht (sogar mit DC-Power), macht es richtig Spaß, das Fahrzeug stets mit Strom zu „betanken“ und den Tankstellen-Besuch auf ein Minimum zu reduzieren.
Innenraum und Technik: Digital und geräumig – VW Tiguan eHybrid
Ein Auto kann noch so effizient sein – für Familien und Vielfahrer zählt auch der Innenraum. Und hier zeigt sich: Volkswagen hat dem Tiguan eine ordentliche Frischzellenkur verpasst. Beim Einsteigen fällt sofort das neue Cockpit-Layout ins Auge. Vor dem Fahrer erstreckt sich ein volldigitales Kombiinstrument (Digital Cockpit) mit 10,25 Zoll großem Display. Es liefert gestochen scharfe Anzeigen für Tacho, Energiefluss, Navi und mehr, und lässt sich vielfältig konfigurieren. In der Mitte thront – je nach Ausstattung – ein großer Infotainment-Touchscreen: In unserem R-Line war es das optionale 15-Zoll-Display, das fast wie ein Tablet im Querformat anmutet. Serie ist ein immer noch beachtliches 12,9-Zoll-Infotainment-System, das ebenfalls alle Funktionen bietet. Die Menüführung ist im Großen und Ganzen intuitiv, man findet sich als VW-Kenner schnell zurecht. Erfreulich: Die Kritik am Bediensystem der letzten Modelle scheint VW gehört zu haben. So sind die Touch-Schieberegler unter dem Screen (für Lautstärke und Klima) nun beleuchtet – endlich kann man diese auch im Dunkeln bedienen, ohne ins Leere zu greifen. Kleine Verbesserungen wie diese zeigen, dass VW die Usability erhöht hat.
Die größte Neuerung ist vielleicht die Sprachsteuerung. Volkswagen hat seinen digitalen Assistenten „IDA“ mit künstlicher Intelligenz aufgepeppt – genauer gesagt mit einer abgespeckten ChatGPT-Integration. Was heißt das konkret? Man kann dem Auto nun wesentlich freier Kommandos oder Fragen stellen. Beispielsweise reagiert IDA nicht nur auf „Navigiere mich zur nächsten Tankstelle“, sondern auch auf komplexere Eingaben wie „Mir ist kalt“ (woraufhin die Heizung höher gestellt wird) oder sogar Wissensfragen à la „Brauche ich morgen einen Regenschirm in Berlin?“. Die Antworten kommen prompt, oft verblüffend präzise, weil das System online auf Datenbanken zugreift. Natürlich sind dem noch Grenzen gesetzt – eine lebhafte Unterhaltung darf man nicht erwarten, und ab und zu versteht IDA einen Befehl falsch. Aber es ist schon beeindruckend, im Auto mit einer Art intelligentem Assistenten zu sprechen. Im besten Fall muss man so kaum mehr abgelenkt auf den Bildschirm tippen, sondern erledigt vieles per Sprache. In meinem Test klappte das Setzen des Navigationsziels oder das Anrufen eines Kontakts per Sprache reibungslos. Nur als ich spaßeshalber nach „dem Sinn des Lebens“ fragte, war IDA dann doch etwas überfragt – nun ja.
Neben dem High-Tech-Bediensystem punktet der Tiguan mit solider Verarbeitungs- und Materialqualität. Die obere Dashboard-Hälfte ist mit weichem, gepolstertem Material überzogen, das sich wertig anfühlt. Im unteren Bereich gibt es robusten Hartkunststoff – das ist in dieser Klasse normal und verkraftbar, da oft stoßgefährdete Bereiche (Getränkehalter, Türfächer) so langlebiger sind. Schöne Akzente setzen die Ambientebeleuchtung (in der R-Line mehrfarbig einstellbar, schimmert z.B. nachts dezent in Wunschfarbe über Zierleisten und Türen) und ein Zierpanel auf der Beifahrerseite mit Musterstruktur. Letzteres ist Geschmacksache, peppt den Innenraum aber optisch auf. Insgesamt wirkt das Cockpit recht minimalistisch-modern, fast ein bisschen wie bei den vollelektrischen ID-Modellen, aber eben mit dem gewohnten VW-Touch.


Platzangebot: Hier glänzte der Tiguan schon immer, und auch die neue Generation lässt nichts vermissen. Obwohl die Außenmaße kaum gewachsen sind, hat VW den Innenraum nochmals optimiert. Vorne sitzen Fahrer und Beifahrer wunderbar geräumig, die Sitze sind auf Wunsch echte Sessel: In unserem R-Line waren die Sportsitze mit integrierter Kopfstütze verbaut, die dank ergonomischer Polsterung auch auf langen Fahrten sehr bequem bleiben. Sie bieten guten Seitenhalt, aber sind nicht zu schmal geschnitten – auch kräftigere Personen werden nicht eingeengt. Die R-Line Sitze kommen serienmäßig mit Stoff-/Mikrofaser-Bezug und R-Line Logo, optional gibt es feines Leder. Ein Highlight (im wahrsten Sinne) war die Massagefunktion in den vorderen Sitzen – ein Feature, das man aus Oberklasse-Modellen kennt und das der Tiguan optional aus dem Touareg geerbt hat. Nach einer Stunde Fahrt ein Knopfdruck, und schon kneten Luftpolster im Sitzlehnenbereich sanft den Rücken – ich wollte gar nicht mehr aussteigen. Zusammen mit der Sitzheizung (und Sitzkühlung, falls bestellt) ist man für alle Wetterlagen gewappnet.
Im Fond setzt sich die Positiv-Erfahrung fort. Die Rücksitzbank lässt sich im Verhältnis 60:40 verschieben und die Lehnen sind neigungsverstellbar. Dadurch können Fond-Passagiere entweder mehr Beinfreiheit oder mehr Kofferraum herausholen – je nach Bedarf. Aber selbst in der hintersten Position (für maximalen Kofferraum) bleibt die Beinfreiheit sehr großzügig. Ich mit meinen 1,85 m konnte hinter einem ebenso großen Fahrer problemlos die Beine ausstrecken, ohne an die Vordersitzlehne zu stoßen. Die Kopffreiheit ist auch mit optionalem Panoramadach noch ausreichend für große Erwachsene, was nicht jedes SUV dieser Klasse schafft. Drei Personen sitzen hinten okay, wobei es zu zweit natürlich deutlich komfortabler ist – dann kann die mittlere Armlehne mit Getränkehaltern heruntergeklappt werden. Schönes Detail für Familien: Isofix-Halterungen sind auf den äußeren Rücksitzen sowie sogar auf dem Beifahrersitz vorhanden, sodass man bis zu drei Kindersitze (zwei Isofix + ein Gurt) unterbringen kann, wenn nötig.
An Ablagen und Anschlüssen mangelt es im Tiguan ebenfalls nicht. In der Mittelkonsole vorn gibt es ein großes Fach mit induktiver Ladeschale fürs Smartphone (sogar zwei Handys passen nebeneinander) plus zwei USB-C-Ports (insgesamt sind im Fahrzeug bis zu 4 USB-C Anschlüsse verbaut, zwei vorne, zwei hinten). Die vorderen USB-C Buchsen sind beleuchtet und bieten die Schnellladefunktion mit höherer Leistung – praktisch, wenn das Handy fix Energie braucht. In den Türen finden sich große Fächer für 1,5-Liter-Flaschen und Kleinkram. Das Handschuhfach ist ordentlich dimensioniert, und unter der Mittelarmlehne wartet ein weiteres Staufach. Dadurch, dass der Gangwahlhebel nun als kleiner Hebel rechts an der Lenksäule sitzt (eine Neuerung im Tiguan: der Wählhebel wandert nach oben, ähnlich wie bei Mercedes, wodurch Platz in der Mittelkonsole frei wird), hat man im Zentrum jetzt viel Freiraum. Volkswagen hat diesen mit zusätzlichen Cupholdern und eben besagtem Ablagefach samt Ladestation gefüllt. Auch hinten gibt es in der Mittelkonsole zwei Lüftungsdüsen und – in unserer Testwagen-Konfiguration – eine kleine Klima-Bedieneinheit für die hintere Zone. Ja, der Tiguan kann optional 3-Zonen-Klimaautomatik, sodass Fondpassagiere ihre eigene Temperatur regeln dürfen. Kleinigkeiten wie ausklappbare Haken an den B-Säulen (für Jacken) und ausfahrbare Sonnenblenden an den hinteren Türen (im Winterpaket enthalten) runden das familienfreundliche Bild ab.
Infotainment & Connectivity: Wie es sich für einen tech-lastigen Wagen gehört, ist der Tiguan eHybrid voll vernetzt. Das Discover Pro Infotainmentsystem (so heißt es offiziell) bietet Navigation mit Online-Daten, Wetter, Verkehrsinformationen in Echtzeit und sogar Online-POI-Suche. Es beherrscht Wireless Apple CarPlay und Android Auto, d.h. man kann das Smartphone kabellos koppeln und z.B. Spotify oder Google Maps direkt im Fahrzeugdisplay nutzen. Im Test funktionierte die Verbindung mit meinem Android-Handy auf Anhieb, und dank der induktiven Ladeschale blieb das Telefon nebenbei geladen. Für Klangliebhaber erwähnenswert: Das optionale Harman/Kardon-Soundsystem mit Subwoofer lieferte satten, klaren Sound – egal ob bei Klassik oder basslastigem Hip-Hop, im Tiguan kommt Konzertstimmung auf, wenn man will.
Assistenzsysteme: Elektronische Helfer an Bord / VW Tiguan eHybrid
Im neuen Tiguan steckt praktisch alles, was VW derzeit an Fahrassistenz zu bieten hat – ein Segen für Pendler und Familien, denn Sicherheit und Komfort profitieren enorm. Schon ab Werk (je nach Ausstattungslinie) sind viele Systeme Serie, in der R-Line oft ohnehin inklusive. Hier ein Überblick der wichtigsten Assistenzsysteme und was sie können:
- Front Assist: Dahinter verbirgt sich der Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung. Er warnt vor Kollisionen im Stadtverkehr und bremst notfalls automatisch, sollte ein Auto vorne abrupt stoppen oder ein Fußgänger auf die Straße treten. Ein Schutzengel in brenzligen Situationen.
- Lane Assist: Der Spurhalteassistent erkennt die Fahrbahnmarkierungen und hält den Tiguan in der Spur. Sollte man unbeabsichtigt zu schlingern beginnen oder dem Sekundenschlaf nahe kommen, lenkt das System sanft entgegen und warnt akustisch – ein gutes Netz, falls man mal unaufmerksam ist.
- Side Assist (Totwinkelwarner mit Spurwechselassistent): In den Außenspiegeln leuchten LEDs, wenn sich von hinten ein Fahrzeug im toten Winkel nähert. Setzt man dennoch den Blinker, um die Spur zu wechseln, blinkt die Warnleuchte hektisch und es ertönt ein Signal – sehr hilfreich auf vollen Autobahnen. In Kombination arbeitet damit auch ein Ausparkassistent, der beim Rückwärts-Ausparken vor kreuzendem Verkehr warnt und im Notfall bremsen kann (etwa wenn von der Seite plötzlich ein anderes Auto oder Radfahrer auftaucht).
- Adaptiver Tempomat (ACC): Dieses System hält einen eingestellten Abstand zum Vordermann und passt die Geschwindigkeit automatisch an. Im Stau kann ACC bis zum Stillstand abbremsen und wieder anfahren – Stop-and-Go ohne Fuß auf dem Pedal. Ideal für den Berufsverkehr.
- Travel Assist: So nennt VW das teilautomatisierte Fahren, wenn ACC und Spurführung kombiniert werden. Aktiviert man Travel Assist, hält der Tiguan selbstständig die Spur und den Abstand, auch in Kurven oder bei zähfließendem Verkehr. Man muss zwar die Hände am Lenkrad lassen (Kapazitivsensoren überprüfen das), aber die körperliche und mentale Entlastung ist spürbar. Lange Autobahnfahrten werden so viel relaxter, fast als hätte man einen Co-Piloten.
- Park Assist: Einparkhilfen gibt es viele – doch der Tiguan geht einen Schritt weiter. Mit Park Assist kann er auf Knopfdruck selbstständig in Parklücken lenken, sowohl parallel als auch quer. Alles was der Fahrer noch tun muss, ist Gas und Bremse moderat zu bedienen, den Rest – also Lenkmanöver – übernimmt das Auto. Neu beim aktuellen Modell ist die Parkassistenz mit Memory-Funktion: Das Auto kann sich einen Parkvorgang, den Sie einmal manuell gefahren sind (z.B. die enge Einfahrt in Ihre Garage), abspeichern. Später genügt ein Tastendruck und der Tiguan wiederholt diese Einparkbewegung akkurat von selbst. Besonders futuristisch: Per Smartphone-App lässt sich der Wagen auch ferngesteuert ein- und ausparken. Man steht also außerhalb, drückt auf dem Telefon entsprechende Befehle, und das Auto rollt wie von Geisterhand in die Lücke – James Bond lässt grüßen! In der Praxis ist das etwa in sehr engen Parkhäusern eine enorme Hilfe, weil man das Fahrzeug millimetergenau manövrieren kann, ohne selbst im Auto zu sitzen (wo man eventuell gar nicht mehr aussteigen könnte, wenn’s links und rechts extrem eng ist).
- IQ.LIGHT HD-Matrixscheinwerfer: Diese neueste Generation LED-Scheinwerfer (optional in höheren Ausstattungen) macht Nacht zum Tag, ohne andere zu blenden. Über 19.000 Mikro-LEDs pro Scheinwerfermodul leuchten die Straße brillant aus und das Dauerfernlicht passt sich dank Dynamic Light Assist automatisch an. Fährt ein Auto vor einem oder kommt Gegenverkehr, werden nur die entsprechenden Segmente ausgeblendet – man selbst fährt aber weiterhin mit Fernlicht. Das erhöht die Sichtweite enorm, erkennt man doch Hindernisse oder Schilder viel früher. Zusätzlich gibt es spezielle Lichtmodi, z.B. breiteres Licht in der Stadt oder einen „Schlechtwetter“-Modus bei Regen, um Reflexionen zu reduzieren. Nachts unterwegs zu sein, fühlt sich mit diesen Lichtern deutlich sicherer und entspannter an.
- Verkehrszeichenerkennung: Eine Kamera scannt die Straßenschilder und zeigt z.B. Tempolimits oder Überholverbote im Cockpit an. Übersieht man mal ein Schild, kann man es so dennoch rechtzeitig im Display sehen. In Verbindung mit dem Navi und ACC kann das Auto auf Wunsch auch automatisch die Geschwindigkeit an erkannte Tempolimits anpassen – praktisch und sicherheitsfördernd.
- Müdigkeitswarner (Aufmerksamkeitsassistent): Er analysiert Lenkverhalten und andere Parameter und warnt, wenn es Anzeichen von nachlassender Konzentration gibt – meist durch ein kleines Kaffeetassen-Symbol und einen Hinweis „Pause machen“ im Display. Keine neue Erfindung, aber immer wieder lebenswichtig.
- Notrufsystem (eCall): Falls doch mal etwas passiert, ist der Tiguan vorbereitet. Er hat eine eingebaute SIM und kann bei einem schweren Unfall automatisch einen Notruf absetzen, inklusive Übermittlung des Standorts. Über einen SOS-Knopf im Dachhimmel lässt sich der Notruf auch manuell auslösen, wenn man z.B. Zeuge eines Unfalls wird.
Man sieht: Die Liste der Assistenten ist lang. In meinem Testalltag habe ich viele dieser Helfer zu schätzen gelernt. Besonders Travel Assist erwies sich auf einer 300-km-Autobahnfahrt als Segen – der Wagen hielt stoisch seine Spur, bremste und beschleunigte sanft mit dem Verkehrsstrom, sodass ich wirklich entspannt ankam. Auch in der Stadt haben mich Features wie der 360°-Kamera (VW nennt es Area View) begeistert: beim Rangieren sieht man eine Vogelperspektive des Autos und erkennt Bordsteine oder niedrige Hindernisse – Parkrempler adé. Natürlich muss man sich auf die Technik verlassen können. Ich habe daher bewusst ein paar Situationen „provoziert“: zum Beispiel zügig rückwärts aus einer Einfahrt herausrollen lassen – tatsächlich bremste der Ausparkassistent automatisch, als sich seitlich ein Fahrrad näherte, noch bevor ich ihn im Spiegel sah. So etwas imponiert und schafft Vertrauen.
Wichtig zu wissen: Viele Assistenzsysteme sind im Tiguan serienmäßig, aber einige erfordern bestimmte Ausstattungspakete oder Optionen (z.B. die Matrix-Lichter oder der Anhängerassistent, den sicherlich nur Käufer einer Anhängerkupplung benötigen). Doch selbst in der Basisversion ist die Sicherheitsausstattung umfangreich – da kann man kaum mehr meckern.

Alltagstauglichkeit: Familienfreund und Pendlerliebling? – VW Tiguan eHybrid
Wie schlägt sich der Tiguan eHybrid nun im täglichen Leben, jenseits der technischen Daten? Aus meiner Sicht: hervorragend, mit wenigen Abstrichen. Für eine Familie ist das Auto beinahe ideal. Der Kofferraum fasst zwar aufgrund der Batterie etwas weniger als bei den reinen Benzinern oder Dieseln, aber mit 490 Litern Volumen (bei aufgestellter Rückbank) ist er immer noch sehr geräumig. Ein Wochenendeinkauf plus ein Kinderwagen? Passt problemlos. Die Ladekante ist schön niedrig und die Öffnung groß, sodass auch sperrigere Güter einfach eingeladen werden können. Die elektrische Heckklappe (im Testwagen vorhanden) macht das Beladen noch komfortabler – per Knopfdruck oder Fuß-Geste öffnet und schließt sie automatisch, was mit vollen Händen Gold wert ist. Wenn mehr Stauraum gebraucht wird, klappt man die Rücksitze flach um (fast eben) und erhält rund 1.490 Liter Ladevolumen. Ich habe zum Test ein Fahrrad (28 Zoll) und mehrere Umzugskartons eingeladen – alles ging rein. Lediglich die Stufe im Boden durch den Akku fiel mir auf: Der Ladeboden ist minimal höher und nicht komplett eben mit umgeklappten Sitzen, da unter dem Kofferraum der Akku teilweise Platz findet. Aber das ist verkraftbar, nur wer vom alten Tiguan die riesige Tiefe gewohnt ist, wird es bemerken.
Im urbanen Alltag überzeugt die Kombination aus Kompaktheit und Übersicht. Der Tiguan ist kein kleines Auto, klar, aber immer noch kompakt genug (knapp 4,55 m Länge), um auch in Innenstädten zurechtzukommen. Parklücken findet man dank Parkpiepsern und der erwähnten Kamera einfacher, notfalls hilft der Parkassistent. Die erhöhte Sitzposition verschafft den Überblick im dichten Verkehr – man sieht eben doch mehr als in einem kleinen Pkw. Für Eltern wichtig: Das Hineinsetzen von Kindern bzw. das Anschnallen auf dem Rücksitz geht ohne Verrenkungen, da die Türen weit öffnen und die Sitzhöhe angenehm ist (nicht zu tief wie beim Kombi, nicht so hoch wie bei manchem Offroader). Und wer selbst noch im Kindersitz-Alter ist: Die optionalen integrierten Sonnenschutzrollos an den hinteren Fenstern sorgen dafür, dass die Kleinen nicht von der Sonne geblendet werden.
Für Pendler spielt neben dem Fahrkomfort auch die Wirtschaftlichkeit eine Rolle. Hier kann der Tiguan eHybrid wirklich punkten – allerdings nur, wenn man sein Konzept nutzt. Angenommen, jemand pendelt 2×20 km am Tag und kann zuhause laden: Dann werden diese 40 km rein elektrisch erledigt, was an Strom vielleicht 8 kWh verbraucht (ungefähr 2 Euro, je nach Tarif). Ein vergleichbarer Benziner würde 4-5 Liter benötigen (ca. 8-10 Euro). Über die Woche und Monate summiert sich das zu spürbaren Einsparungen. Dazu kommt (zumindest für Geschäftsfahrer in einigen Ländern) der Steuervorteil: In Deutschland beispielsweise wird der Tiguan eHybrid dank geringer CO2-Emissionen für Dienstwagen nur mit dem halben geldwerten Vorteil besteuert (0,5 % statt 1 % des Listenpreises monatlich). Das spart jeden Monat Geld. Solche Aspekte machen das Fahrzeug für Firmenflotten attraktiv – aber auch Privatleute freuen sich natürlich, wenn laufende Kosten niedrig bleiben. Und keine Sorge: Auch ohne Ladeanschluss zu Hause kann man profitieren, etwa wenn man beim Arbeitgeber laden darf oder öffentliche Ladesäulen in der Nähe hat. Selbst ein- bis zweimal die Woche laden bringt schon etwas. Nur wer überhaupt nie Strom laden will, für den lohnt ein PHEV nicht.
Auf längeren Reisen präsentiert sich der Tiguan als echter Langstrecken-Partner. Die Sitze sind bequem (Massage hilft gegen Verspannung), es gibt viele Assistenzsysteme für stressfreies Fahren, und der Wagen ist leise und stabil – so kommen auch hunderte Kilometer am Stück einem weniger anstrengend vor. Mit vollem Tank (Benzin) und voller Batterie sind über 900 km Reichweite möglich laut VW. Realistisch, wenn man zügig auf der Autobahn fährt, ist es etwas weniger, aber immer noch gut 700 km, bevor man an die Zapfsäule muss. Die meisten werden aber ohnehin zwischendurch Pausen einlegen, und die kann man ja mit einem Ladestopp kombinieren. Ich persönlich fand es klasse, bei Pausen den Akku nachladen zu können. Es ergibt ein gutes Gefühl, die nächsten Kilometer wieder elektrisch unterwegs zu sein – man hat dann quasi „frischen“ E-Sprit getankt.
Wie sieht es mit Schnee, Matsch und Anhängerbetrieb aus? Hier ist der eHybrid etwas eingeschränkt, da er nur Frontantrieb hat. Einen 4MOTION-Allrad gibt es (derzeit) für die Hybridversion nicht. Normale Alltags-Situationen – nasse Straßen, ein verschneiter Hügel, matschiger Feldweg zum Campingplatz – meistert aber auch ein Fronttriebler in der Regel, vor allem mit guten Winterreifen oder Allwetterreifen. Das hohe Drehmoment des E-Motors könnte auf glattem Untergrund zwar eher mal zum Durchdrehen der Vorderräder führen, aber die Elektronik (ESP, ASR) regelt das fix runter. Wer freilich regelmäßig einen Bootstrailer aus rutschigen Slipanlagen ziehen muss oder in den Alpen wohnt, der greift besser zum 4×4-Tiguan (den gibt es z.B. als Diesel oder 2.0 TSI Benziner mit Allrad). Für die meisten Situationen sollte der Fronttrieb jedoch reichen.
Anhänger ziehen kann der Tiguan eHybrid durchaus: bis zu 1.800 kg (204 PS Version) bzw. 2.000 kg (272 PS Version) gebremste Anhängelast sind erlaubt. Das deckt viele Wohnwagen oder Anhänger mit kleinen Pferden etc. ab. Allerdings liegt die Allrad-Variante mit Diesel noch höher (bis 2.300 kg). Im Test habe ich mangels Anhänger keinen Zugversuch unternommen, aber es beruhigt zu wissen, dass man zumindest einen mittleren Wohnwagen oder einen beladenen Anhänger problemlos anhängen kann. Dank Anhänger-Assistent wird sogar das Rangieren mit Hänger leichter: Das Auto übernimmt auf Wunsch das präzise Zurücksetzen, man steuert lediglich über den Drehknopf am Armaturenbrett die Richtung – genial, wenn man wie ich kein geübter Anhänger-Rückwärtsfahrer ist.
Zum Thema Kosten noch ein paar Worte: Günstig ist der neue Tiguan eHybrid sicherlich nicht. Die Preisliste startet bei etwa 50.000 € (für den 204 PS eHybrid in Life-Ausstattung). Unser R-Line mit 272 PS und einigen Paketen liegt eher im Bereich 55-60.000 €. Dafür bekommt man aber einen sehr umfangreich ausgestatteten Wagen, der technisch up-to-date ist. Zum Vergleich: ähnliche Plug-in-SUVs wie ein Hyundai Tucson PHEV oder Kia Sportage PHEV liegen preislich oft etwas darunter, bieten aber auch weniger elektrische Reichweite und in manchen Details weniger Premium-Feeling. Wer aufs Budget schaut, bekommt im VW-Konzern auch einen Skoda mit fast gleicher Technik (z.B. den neuen Kodiaq, wobei der glaube ich kein PHEV anbietet, Stand jetzt). Wie immer zahlt man bei VW auch ein Stück den Namen und den Wiederverkaufswert mit. Der Tiguan als Bestseller hat traditionell stabile Restwerte – auch das sollte man nicht vergessen, es relativiert die Anschaffungskosten.
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Fazit:
Der VW Tiguan eHybrid R-Line entpuppt sich im Test als echter Alleskönner. Er verbindet zwei Welten: elektrisches Fahren in der City – lokal emissionsfrei, nahezu lautlos, mit erstaunlich großer Reichweite – und verbrennerbasierte Reichweite für lange Touren, bei denen man sich um Ladestopps keine Sorgen machen muss. Besonders beeindruckt hat mich die gelungene Integration des Hybridsystems: Man spürt förmlich, wie das Auto versucht, möglichst oft elektrisch zu fahren, ohne dass es den Fahrer einschränkt. Gleichzeitig ist aber Power da, wenn man sie braucht. Dieser Spagat gelingt nicht vielen Plug-in-Hybriden so überzeugend.
Aber der Tiguan eHybrid kann noch mehr als nur Antrieb: Er ist auch einfach ein tolles Familienauto mit viel Platz, Variabilität und Komfort. Kinder, Hunde, Urlaubsgepäck – alles kriegt man unter. Die Materialqualität und das Infotainment werden Tech-Fans freuen, die Assistenzsysteme machen das Fahren sicherer und entspannter als je zuvor. Klar, ein paar Wermutstropfen gibt es: Das Gewicht und die Akkus fressen etwas Kofferraumvolumen und machen die R-Line Version mit Sportfahrwerk spürbar straffer als vielleicht mancher erwartet. Und preislich bewegt man sich in Regionen, wo man genau überlegen muss, ob sich das eigene Fahrprofil für einen Plug-in lohnt. Doch für viele technikaffine Fahrer, die das Beste aus beiden Welten wollen, dürfte der Tiguan eHybrid ein Volltreffer sein.
Am Ende des Tages hat mich der Tiguan eHybrid mit seinem Allround-Talent überzeugt. Er ist kein extrovertierter Sportler und kein reines Ökomobil, sondern ein cleverer Mix aus Fahrspaß und Vernunft. Genau das macht ihn für so unterschiedliche Zielgruppen attraktiv: die technikbegeisterte Familie, den Vielfahrer mit Umweltbewusstsein, den Pendler mit Komfortanspruch, ja sogar den klassischen Volkswagen-Fan, der einfach einen qualitativ hochwertigen, vielseitigen SUV sucht.

Ich persönlich würde nach dieser ausführlichen Erprobung sagen: Der Tiguan eHybrid ist das vielleicht beste Tiguan-Modell, das es je gab – weil es so zukunftsfähig ist. In Zeiten, in denen die Elektromobilität an Fahrt aufnimmt, bietet dieser Plug-in die ideale Brücke. Man kann heute schon großteils elektrisch fahren, ohne morgen auf Flexibilität zu verzichten. Ob er die eierlegende Wollmilchsau ist, muss jeder für sich entscheiden – aber die Zutaten stimmen schon mal. Mein Tipp: Probefahren und selbst erleben, wie faszinierend leise und zugleich vertraut so ein Teilzeit-Stromer sein kann. Vielleicht begeistert er euch genauso wie mich!