Werbung | Bad Boys im Fußball – Das Salz in der Suppe

Ich diskutiere gerne, oft und lange mit anderen Fußballfans und wie das nun mal so ist bei der wichtigsten Nebensache der Welt, die Geschmäcker bezüglich des bevorzugten Vereins oder des Lieblingsspielers könnten unterschiedlicher nicht sein.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mit meinen Spieler-Favoriten bei solchen Gesprächen regelmäßig anecke. Und ja, ich gebe es zu, meine Lieblingsspieler sind nicht unbedingt die Anwärter auf einen Fair-Play-Pokal oder die perfekten Team-Player. Schwärmen andere über das (unbestritten) große Talent eines Lionel Messi und andere über die hohe Trefferzahl eines Mario Gomez, winke ich nur müde lächelnd ab. LAAANGWEEEIIILIIIG!!! Bastian Schweinsteiger? Mesut Özil? Andrea Pirlo? Andres Iniesta? Gähn, Maxi-Gähn.

Ich will Spieler auf dem Platz sehen, die neben ihrer Fähigkeit, Fußball zu spielen, (welche ich dem ein oder anderen Profi, der mir von meinen Gesprächspartnern genannt wird, sogar abspreche) auch etwas repräsentieren, die anecken und auch einmal was Verrücktes machen. Natürlich rede ich nicht von Spielern wie Suarez, die bei einer WM ein Tor durch Handspiel verhindern, eine rote Karte erhalten, einen Elfmeter verursachen, wie ein kleines Mädchen heulend vom Platz getragen werden müssen und sich, als der Sieg der Mannschaft doch noch Realität wird, plötzlich wie Helden feiern lassen, um dann später wegen Rassismus-Vorwürfen und Spuck-Attacken Schlagzeilen zu machen. Nein, die Südamerikanische Hasenscharte meine ich natürlich nicht.

Ich meine auch keinen Francesco Totti, der in wichtigen Turnieren fast
nie Entscheidendes bewirkte und meist auch nur durch übertrieben harte
Fouls und roten Karten auffiel. Und nein, liebe Ronaldo-Fans, ich meine
auch nicht die Fleisch gewordene Schaufensterpuppe, die bereits während
des Fallens bei einem vermeintlichen Foul das Leidensgesicht Jesu
aufsetzt und jedes Mal riskiert, sich die Hand zu brechen, weil er kurz
vorm Aufprall auf den Boden wild gestikulierend eine gelbe/rote Karte
für den involvierten Gegenspieler fordert.

Wer die ganze Zeit wie der aufgeblasenste Gockel durch die Gegend rennt
und sich bei seinen 120 Freistößen pro Spiel (von denen er alle drei
Spiele mal einen versenkt) John-Wayne-mäßig hinstellt, sollte die
Schmerzen nach einem erlittenen Foul auch wie ein Mann ertragen und
nicht mit Pipi in den Augen den Platzverweis des Gegenspielers fordern.

Ich rede von Spielern wie Zlatan Ibrahimovic, Mario Balotelli,
Kevin-Prince Boateng, Marko Arnautovic & Co. Alles technisch extrem
versierte Spieler, die sich aber nicht nach jedem Spiel
Phillip-Lahm-mäßig vor die Kameras stellen und (gääähn) erzählen, wie
toll die Leistung des gesamten Teams war, der nächste Gegner (im
DFB-Pokal etwa der FC Pusemuckel) nicht unterschätzt werden darf
(schnarch) und man nun kontinuierlich weiter arbeiten müsse (weckt mich,
wenns vorbei ist). Ich will Spieler, die auch mal Klartext reden!

Beispiel gefällig? Traut sich hierzulande Niemand, einen Fußballer oder
Trainer nach einer etwaigen Homosexualität zu fragen, aus Angst,
denjenigen nie wieder als Interview Partner begrüßen zu dürfen (oder
habe ich die Interviews und Fragen an die Spieler und Trainer verpasst,
bei denen wir es allein in Deutschland längst alle vermuten?), wurde
etwa ein Ibrahimovic von einer Reporterin genau das gefragt. Seine
Antwort war nun nicht etwa, dass das Privatsache sei, oder etwas
ähnliches (wozu er ja das Recht gehabt hätte), er sagte zur
Fragestellerin: "Besuch‘ mich mal zuhause und bring Deine Schwester
mit. Dann zeige ich dir, ob ich schwul bin, oder nicht." Zugegeben, eine
nicht ganz stilvolle, aber dennoch „echte“ und amüsante Antwort auf
eine Frage, die man anderen gar nicht erst stellen dürfte.

Zum Thema der Verrücktheit:Unvergessen die Jubelpose eines Balotelli bei
der vergangenen EM, die wohl auch deshalb so sehr um die Welt ging,
weil Niemand die ADS-Fremdschäm-Jubel-Aktionen a la Thomas Müller sehen
möchte (Thomas Müller, das ist der, der sich im Stile eines Pippo
Inzaghi bei jeder Berührung wie ein abgestochenes Schwein seines eigenen
Bauernhofes laut schreiend, mit Nahtod-Erfahrung in den Augen auf den
Boden wirft und sich gefühlte 300 Mal hin- und her wälzt).

Oder dieser „tolle“ Jubel des Mario Gomez im Stile eines Stierkämpfers.
Sicher hat er sich nur deshalb für diese Pose entschieden, um zu
verhindern, dass ihm bei einem Klose-Salto die frisch gelackte
Elvis-Gedenk-Tolle verrutscht! Ich bin der Meinung, dass Fußball
objektiv betrachtet doch ohnehin unwichtig genug ist. Wenn ich dann
sehe, wie 22 perfekt angepasste Millionäre sich den Ball hin- und her
schieben, wird mir diese Tatsache doch erst richtig bewusst. Also muss
ich davon abgelenkt werden.

Und es sind Spieler wie Paul Gascoigne, Diego Maradona und die bereits
genannten Ibrahimovic & Co., die durch ihre Tricks, Tore und
Eskapaden auf und neben dem Platz, sowie den Alltag, als auch die
Trivialität des Spieles vergessen lassen. Mit anderen Worten, sie sind das Salz in der Suppe!

Foto – © Andrii IURLOV – Fotolia.com