Brandheißer Trend: Halten faltbare Smartphones, was sie versprechen?

Klapphandys sind ein alter Hut – zumindest, wenn in die frühen 2000er Jahre zurückgedacht wird. Hier waren Klapphandys der letzte Schrei. Geteilt in eine Ober- und Unterschale mit Tastatur und Display, passten die Geräte quasi in jede Hosentasche. Als Begriff taucht Klapphandy seit einigen Monaten wieder vermehrt in Medienberichten auf. Zuerst haben sich vor allem Fachmagazine dafür interessiert. Inzwischen greifen auch die großen Nachrichtenmagazine den Trend auf. Was steckt dahinter?

Es geht nicht um die Auferstehung einer längst totgeglaubten Geräteklasse. Der Begriff Klapphandy ist etwas irreführend. Falthandy trifft den Nagel schon eher auf den Kopf. Smartphones, die sich mit einem Griff zu einem Tablet verwandeln lassen – ohne Qualitätsverlust bei Rechenleistung und Grafikpower – war Zukunftsmusik. Spätestens seit Samsung sein Falthandy hat Premiere feiern lassen, sind alle Augen auf den Technikgiganten gerichtet. Vergessen wird dabei mitunter, dass neben Samsung weitere Konzerne an entsprechenden Geräten tüfteln. Welche Hersteller können bald in die Serienfertigung gehen?

Welche Modelle bald auf den Markt kommen sollen

Smartphones zum Falten sind technisch eine Herausforderung. Der Grund: Auf einen Schlag muss sich das Display des Gerätes verdoppeln. Und dabei darf das Display natürlich keinen Schaden nehmen. Schließlich will niemand, dass ein teures Gerät nach der ersten Nutzung aussieht wie ein Spinnennetz. Entsprechend schwer tun sich die Hardware-Entwickler mit den Falthandys.

Anfang 2019 ist Samsung dann doch vorgeprescht und hat mit dem Galaxy Fold das erste Gerät dieser Kategorie vorgestellt. Ende Februar 2019 enthüllt, hat Samsung das Alleinstellungsmerkmal allerdings inzwischen teilen müssen.

Hintergrund: Der chinesische Tech-Gigant Huawei konnte zum MWC 2019 ebenfalls – nur wenige Tage nach dem Fold – sein eigenes faltbares Smartphone vorstellen. Das Mate X hat allerdings noch keinen genauen Termin den Verkaufsstart. Preislich sollen – so die Berichterstattung etwa der Chip – beide Geräte oberhalb der 2.000 Euro angesiedelt sein. Wobei das Gerät von Huawei sogar etwas teurer wird.

Andere Entwickler, wie Aplle, LG oder Motorola scheinen ebenfalls an faltbaren Geräten zu arbeiten. Zumindest deuten diverse Patentanmeldungen für entsprechend aufgebaute Displays auf die Tüftelei hinter den Kulissen hin.

Verkaufsstart für Fold verschoben

Wie schwierig die praktische Umsetzung eines faltbaren Handys sein kann, beweist Samsung. Noch gut ist sicher vielen Smartphone-Nutzern – und dem Konzern – der GAU mit dem Galaxy Note 7 in Erinnerung. Schon die Entwicklung herkömmlicher Geräte scheint nicht immer reibungslos zu laufen.

Wie das Magazin Computerbild berichtet, hat Samsung jetzt in einem Schreiben an Vorbesteller in den USA keinen neuen Termin für den verschobenen Verkaufsstart genannt. Kein Wunder, dass sogar orakelt wird, ob das Handy überhaupt noch erscheint. Bis auf Weiteres auf Eis gelegt – so könnte der aktuelle Status des Galaxy Fold bezeichnet werden. Eventuell hält sich der Konzern aber auch nur alle Möglichkeiten offen, um nachzubessern.

Denn Technikexperten, die ein Fold haben auseinandernehmen können, fanden mehrere Schwachstellen. Hierüber könnten Fremdkörper eindringen und das Display möglicherweise beim Klappen beschädigen.

Fakt ist: Bisher gibt es – nach dem Rückzieher von Samsung – kein Faltsmartphone, dessen Verkaufsstart wirklich sicher auf den Tag genau im Kalender steht. Neugierige Nutzer haben also nur eine Chance: abwarten.

Welche Technik steckt dahinter?

Die Hersteller gehen mit dem Thema Falthandy recht unterschiedlich um. Und nicht jeder Entwickler lässt sich hier gern über die Schulter schauen. Soll heißen: Wie genau die Technik im Einzelnen funktioniert, wird nur bedingt offengelegt. Offensichtlich ist allerdings, wie das Falten bei den einzelnen Geräten funktioniert. Da nur Huawei und Samsung Smartphones zum Falten vorgestellt haben, beschränkt sich der Überblick natürlich auf diese beiden Geräte.

  1. Samsung Galaxy Fold

Beim Fold sind zwei Display-Systeme verbaut. Auf dem Frontcover ist ein 4,6 Zoll messendes Display angebracht, welches die Bedienung mit einer Hand realisiert. Das Gerät wird wie ein klassisches Smartphone gehalten und kann mit dem Daumen gesteuert werden. Beim Aufklappen öffnet sich ein zweites Display. Und genau dieses scheint für den verzögerten Start verantwortlich. Tüftler haben nach dem Zerlegen auf Schwachstellen hingewiesen, über welche Staub und Schmutz eindringen kann. Das Problem: Die verbauten Displays sind so empfindlich, dass bereits durch geringe Verschmutzung ein Schaden entstehen kann. Leistungstechnisch stellt das Gerät normale Handys in den Schatten. Zwei Akkus und 12 GB RAM sind beeindruckend.

  • Huawei Mate X

Beim Display gehen die Chinesen einen komplett anderen Weg. Während bei Samsung das Klapp-Display innen liegt, wird das Mate X nach außen aufgeklappt. Der Vorteil: Es kann beidseitig benutzt werden. Und anders als beim Fold sitzen Kamera und Co. in einem Steg, welcher im aufgeklappten Zustand als Griff dienen kann. Im direkten Vergleich ist das Display etwas größer. Was Nutzer eventuell anfangs etwas irritieren kann, ist die ungewohnte Auflösung. Ein möglicher Schwachpunkt könnte allerdings das beidseitige Display sein. Im täglichen Gebrauch lässt es sich schwieriger schützen als herkömmliche Geräte. Mit 8 GB fällt der RAM kleiner aus als beim Konkurrenten von Samsung.

Für wen sind die Geräte geeignet?

Wie viel Geld werden Technikfans in die Hand nehmen müssen, um als erste ein Falthandy in den Händen zu halten. Beide Hersteller haben ihre Geräte für einen deutlich vierstelligen Preis angekündigt. Samsung veranschlagt für das Galaxy Fold um die 2.000 Euro. Bei Huawei muss der interessierte Nutzer noch tiefer in die Tasche greifen. Das Mate X soll stolze 2.299 Euro kosten.

Damit setzt sich der Trend am Markt fort: Neue Geräte machen einen deutlichen Preissprung nach oben. Viele Nutzer, die sich erst kürzlich ein Smartphone zugelegt haben, werden bei diesen Preisen sicher erst einmal abwarten. Und wer nicht das nötige Kleingeld auf dem Konto hat, muss wohl nach einer Finanzierung (sprich einen Kredit) suchen. Online ist dies heute relativ unproblematisch möglich. Dabei gibt es auch Kreditvermittler, die bei etwas schwierigerer Bonität Möglichkeiten schaffen. Trotzdem sollten die Konditionen immer genau unter die Lupe genommen werden. Natürlich können Fans auch einfach abwarten, ob Mobilfunkprovider Falthandys demnächst mit neuen Tarifmodellen kombinieren, um so an die Geräte heranzukommen.

Wer braucht ein Falthandy? In jedem Fall interessant dürften diese Geräte für den Businessbereich sein. Die Hardware ist inzwischen so stark, dass sie mit Laptops konkurrieren kann. Durch die Möglichkeit der Displayvergrößerung kann ein solches Gerät unterwegs für die Telefonie oder – dank Bluetooth – zum Arbeiten mit Tatstatur und Maus benutzt werden.

Wann ist die Marktreife realistisch?

Huawei will mit seinem Mate X im Sommer 2019 in den Verkauf gehen. Samsung hatte den Verkaufsstart eigentlich im Frühjahr geplant. Wann Falthandys massentauglich sind, bleibt abzuwarten. Es braucht in jedem Fall zwei wichtige Faktoren. Auf der einen Seite muss das Gerät robust genug für den Alltag sein. Es bringt Verbrauchern nichts, ein Falthandy zu besitzen, welches unterwegs nicht mit dabei sein kann – weil Display oder Hardware einfach zu empfindlich sind.

Auf der anderen Seite ist der Preis entscheidend. Solange der Neupreis für die (technisch vielleicht noch nicht ganz ausgereiften) Geräte dem Preis für einen hochwertigen PC oder Motorroller entspricht, dürften sich viele Haushalte deren Anschaffung sehr genau überlegen. Letztlich ist die Kombination aus:

  • Anwenderfreundlichkeit
  • Verlässlichkeit
  • Anschaffungskosten

entscheidend für die Frage nach dem Verkaufserfolg der Geräte.

Fazit: Falthandys an der Schwelle zum Verkaufsstart

JAKARTA – Indonesia. March 21, 2019: Top view of four Samsung Galaxy smartphone piling on the table

Eigentlich wollte Samsung Ende April das erste Faltsmartphone verkaufen. Nach Problemen bei Tests wurde der Termin verschoben – ohne ein Ersatzdatum zu nennen. Die Chance für den Konkurrenten Huawei vorbeizuziehen. Faltbare Handys geistern seit einiger Zeit durch die Presse. Seit dem MWC 2019 ist deren Entwicklung Gewissheit. Allerdings ist noch nicht klar, ob sich die Geräte in ihrer jetzigen Form etablieren können und zu einem Verkaufsschlager werden. Ein Display zum Aufklappen zu entwickeln ist scheinbar eine große Herausforderung, die selbst Tech-Riesen vor Probleme stellt. Inzwischen scheint dieser Schritt zu einem Prestigeobjekt zu werden. Denn neben Samsung und Huawei tüfteln auch andere Konzerne.

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