Er ist nicht Fisch nicht Fleisch, nicht klein nicht groß, passt in keine Schublade: Die Rede ist vom Nissan Juke. Das asiatische Wunderwerk ist ein Crossover par Excellence und verkauft sich wie geschnitten Brot – ist so etwas wie der Highrunner von Nissan. Versuchten sich in der Vergangenheit bereits andere Hersteller mit extravaganten Designs, scheiterten sie, wie etwa Honda mit dem HR-V. Nicht so aber Nissan: Der Juke ist ein klarer Fall von Mögen oder Nichtmögen – etwas dazwischen gibt es nicht. Ganz gleich, wie kontrovers der Crossover sein mag, wir beleuchten die Details, durchforsten den Ausstattungsdschungel nach der sinnvollsten Ausstattung und werfen einen genaueren Blick auf die Motorisierungen.
Nissan Juke Design
Beim ersten Anblick der Front weiß man gar nicht so recht, wo was genau liegt. Der Juke sieht ein wenig wie ein kleiner Fisch aus, der die Augen weit aufgerissen hat und sein Maul einen Spalt weit öffnet, um die Straße zu verschlingen. So viel vorab, den Asphalt frisst der Juke mit maximal 218 PS sicher nicht, allerhöchstens Bienen, Mücken oder Fliegen. Besonders in Gelb ist der kleine Japaner ein gefundenes Fressen für Insekten aller Art. Wie dem auch sei: Aufgebaut ist die Front in drei Ebene. Unten wartet ein halb geöffnetes Maul auf heranfliegende Kühl-Luft und wird von den Nebelscheinwerfern eingerahmt. Eine Etage weiter oben erblickt man eine große, v-förmige Spange – eines der prägenden Stilelemente bei Nissan, das sich durch nahezu alle Baureihen zieht.
Diese Spange sitzt vor einem weiteren Kühlergrill, der sich in dieser Ebene aber über die gesamte Fahrzeugbreite zieht. Hier warten auch die Hauptscheinwerfer darauf die Straße auszuleuchten. Die meisten halten eben diese für die Nebelscheinwerfer weil sie sich von einem Design-Kollegen irritieren lassen. Die Skoda Yetis, die vor dem Facelift vom Band rollten, trugen eine ähnliche Aufteilung, teilten die Nutzung der jeweiligen Scheinwerfer aber anders auf. So warten die Zusatzscheinwerfer beim Juke in der obersten Etage auf ihren Einsatz. Hier sitzt nämlich das angewinkelte Tagfahrlicht, das dem Crossover den letzten Schliff gibt, damit man von vorn vollends ein Gesicht erkennt.
Seitlich zeichnet sich eine wahre Landschaft im Blech ab: Die stämmig ausgeformten Radkästen und Kotflügel lassen den Juke etwas pummelig wirken. Der Eindruck verstärkt sich, wenn man kleine Räder ordert, da die Radhäuser durchaus große Formate verdauen. Für eine ordentliche Optik sollten schon 18-Zoll-Räder einziehen, die allerdings den Komfort beeinträchtigen, da der Reifen-Querschnitt damit empfindlich sinkt. Aus Komfort-Gründen rate ich also zu 17-Zoll im Alltag. Hat man sich an den Kurven des Japaners satt gesehen und lässt den Blick weiter schweifen, bemerkt man das zum Heck hin leicht abfallende Dach, das einen Coupé-Charakter schaffen soll.
Das unterstützt die sanft ansteigende Fensterlinie ebenso, wie der versteckte hintere Türgriff. Einst war das ein typisches Alfa Romeo-Stilmittel, mittlerweile haben viele andere Hersteller diesen Design-Trick kopiert. Weiß man erstmal, wo der hintere Türgriff steckt, ergibt sich kein weiterer ergonomischer Nachteil. Witzig ist nur der Moment, wenn man im Auto wartet und Passagiere hinten zusteigen wollen, die den Juke noch nicht kennen. Sie kommen meist zum Beifahrer-Fenster und fragen nach, ob man den Sitz vorklappen könne, damit sie hinten einsteigen könnten.
Allzu viel Platz ist im Fond ohnehin nicht, aber dazu gleich mehr. Zunächst zum Heck: Hier finden sich ähnliche Leichten wieder, wie diejenigen an der Front, die die Funktion des Tagfahrlichts übernehmen. Sie sind ebenfalls recht hoch angebracht, wie man es von einem SUV kennt, sodass am unteren Stoßfänger Reflektoren nötig sind, um eine Zulassung in Deutschland zu bekommen. Überhaupt erkennt man besonders seitlich und am Heck, dass der Nissan Juke eigentlich ein SUV sein möchte.
Die Bodenfreiheit ist stark ausgeprägt, ohne den kleinen Crossover aber tatsächlich zum Geländeeinsatz zu prädestinieren. Ansonsten erwartet einen an der Rückseite des Japaners nicht viel Aufregung: Ein Stoßfänger, der so tut, als hätte er Luftauslässe, ein verchromtes kleines Endrohr, das Sportlichkeit suggerieren soll und eine kleine Heckscheibe, wie es aktuell in Mode ist. Dahinter verbirgt sich ein Ladeabteil, das dem eines Kleinwagens entspricht.
Nissan Juke Innenraum
Das passt, schließlich ist der Nissan Juke ein solcher. Mit gut 4,13 Metern Außenlänge ist er gut 14 cm kürzer als ein Opel Mokka – und der basiert auf dem Opel Corsa. Dementsprechend beträgt das Ladevolumen bei voller Bestuhlung 251 Liter. Das reicht im Alltag, wird bei einer größeren Urlaubsfahrt mit mehreren Personen inklusive Gepäck jedoch sportlich. Die haben im Fond aber ohnehin nicht viel Freude – sofern sie großgewachsen sind. Der Beinraum reicht im Normalfall geradeso aus, wenn die Passagiere in Reihe eins freundlich sind und nach vorn rücken. Knapp wird es aber für den Köpfe der Mitreisenden in Reihe zwei, da die abfallende Dachlinie den Kopfraum empfindlich einschränkt. So sollte dieser Raum eher für Kinder oder weiteres Gepäck genutzt werden.
Vorn erwartet den Piloten und seinen Beifahrer durchaus mehr Raum: Zwar könnten die Vordersitz einen größeren Verstellbereich bieten, gerade was die Längsrichtung betrifft, aber das Raumangebot ist ansonsten in Ordnung. Für eine räumliche Trennung sorgt der breite Mitteltunnel, der – je nach Modell – in Wagenfarbe lackiert ist. Den Fahrer erwartet ein griffiges Drei-Speichen-Lenkrad, hinter dem die klar ablesbaren Instrumente warten. Das verwundert ein wenig, da der Nissan Juke sonst sehr verspielt wirkt. Dieser Eindruck bestätigt sich wieder, wenn man die Mittelkonsole betrachtet. Trotz Touchsceen-Infotainment warten hier viele Tasten, Knöpfchen und Farben darauf, den Fahrer zunächst zu verwirren. An und für sich erscheint der Aufbau logisch: Oben das Infotainment, unten die Klimaautomatik. Doch so leicht ist es nicht. Zwischen den Reglern für die Temperatur und die Luftmenge sitzen die Tasten für die Steuerung der Fahrmodi mitsamt eines bunten Displays. Eine klare Trennung oder eine Integration ins Infotainment hätte ich logischer gefunden.
Dieses wiederum gefällt mit einer guten Durchdringbarkeit, die von einem leider etwas pixeligen Bildschirm gestört wird. Dennoch: Alle wichtigen Funktionen können über Stationstasten vorgewählt werden, während der Rest über die Touchbedienung abläuft – das funktioniert gut. Hier wird im Übrigen auch das Bild der Rückfahrkamera eingeblendet. Eine lohnende Investition, da der Nissan Juke nicht gerade übersichtlich ist. Lohnend ist auch die Investition in das Panorama-Glasdach: Es lässt sich weit öffnen und durchflutet den, sonst recht dunklen, Innenraum mit Licht.
Nissan Juke Ausstattungen / Motorisierungen
Hier wird es etwas kompliziert. Wer sich für einen neuen Juke interessiert, sollte entweder viel Zeit für das Konfigurieren im Internet aufbringen können oder genau wissen was er will. An sich ist die Auswahl überschaubar, da es – wie schon seit Jahren bei Nissan – drei Ausstattungsvarianten gibt: Visia als Basis, Acenta als Mitte und Tekna als Topausstattung. Aber keine Regel ohne Ausnahme, da es weitere Linien gibt, die auf den unterschiedlichen Varianten aufbauen. So gibt es etwa den „Visia Plus“, der gegenüber der Basis Alufelgen, einen Bordcomputer und eine manuelle Klimaanlage bereithält, um nur die Wichtigsten zu nennen. Damit bildet diese Variante für mindestens 17.150 Euro für mein Verständnis eine gute Basis – darunter sollte man nicht einsteigen.
Für den Acenta gibt es die Ausbaustufe mit Exterieur-Paket. Hier bekommt man gegenüber dem schon reichhaltig ausstaffierten Acenta noch 18-Zoll-Leichtmetallräder und vor allem viel Zierrat dazu. Der Aufpreis beträgt 800 Euro zum mindestens 19.200 Euro teuren Juke. Dieser bietet allerdings schon Annehmlichkeiten, wie eine Klimaautomatik, einen Tempomaten oder eine Bluetooth-Freisprechanlage.
Auch die Topversion, der Tekna, lässt sich noch optimieren, indem man das Exterieur-Paket dazu ordert. Wer darauf verzichten kann, erhält ab 22.490 Euro nicht nur 17-Zoll-Alus und ein Optik-Paket, sondern vor allem eine Rückfahrkamera und das Technology-Paket. Hierin enthalten sind das Navigationssystem, eine 360°-Kamera, ein Totwinkel-Warner, ein Spurhalteassistent und eine Bewegungserkennung.
Neben diesen Versionen kann man aber noch den Nissan Juke N-Connecta oder den Nismo RS wählen – ersteren auf Wunsch wieder mit dem Exterieur-Paket inklusive 18-Zoll-Rädern. Er hat dem Acenta ein Optik-Paket, einen Licht- und Regensensor, sowie ein Navigationssystem voraus und darf als Preis-Leistungssieger von Trendlupe genannt werden. Der Nismo RS bildet die sportliche Speerspitze und kommt mit einem ausufernden Body-Kit daher, ist darüber hinaus nahezu voll ausgestattet, kostet aber stolze 28.390 Euro – mindestens. Dafür bietet er aber auch nicht weniger als 214 PS, wenn man die 8-Stufen-Automatik wählt, bzw. 218 Pferdchen, wenn man per Hand schaltet.
Meine Ausgangsbasis bildet aber der N-Connecta. Hier hat man die Wahl zwischen drei Benzinern und einem Diesel. Der 1.2 Turbo-Benziner ist nur als Handschalter zu bekommen und mit dem von Renault stammenden Aggregat ausreichend motorisiert. Darüber rangiert ein 1.6 Liter Saug-Benziner, der nur mit einer Automatik angeboten wird und dem Crossover viel Temperament raubt. Der Topmotor ist hier ein 1.6 Liter Benziner mit Turboaufladung und 190 PS. Wahlweise mit 6-Gang-Handschaltung oder einem Automatikgetriebe. Einzig mit dem Automaten erhält man Allradantrieb im Juke – allerdings zu einem Preis von mindestens 27.000 Euro.
Das Aggregat tritt ordentlich aber nicht übertrieben sportlich an. Glatte acht Sekunden benötigt der Turbo mit der Handschaltung, mit der Automatik vier Zehntel mehr, mit Allrad zwei weniger. Maximal sind 200 Stundenkilometer mit dem stufenlosen Getriebe drin, während die Handschaltung 15 km/h mehr zulässt. Der Verbrauch soll sich bei knapp sieben Litern einpendeln, was nur mit rohen Eiern unter dem Gaspedal zu bewerkstelligen sein sollte. Meine Wahl wäre daher der Diesel: 1.6 Liter Hubraum generieren, Turbolader sei Dank, 115 PS und 240 Nm. Damit ist man zwar nicht flott, aber recht sparsam unterwegs. Die Japaner geben einen Durchschnittsverbrauch von 4,8 Litern an. 23.150 Euro werden damit fällig – ohne Extras.
Nissan Juke Optionen
500 Euro werden für eine chice Metallic-Lackierung fällig. Einzig weiß kostet 200 Euro, das Uni-Rot gibt es gratis. Das empfehlenswerte Panoramadach addiert noch einmal 900 extra dazu, während ansehnliche 17-Zöller mindestens 810 Euro kosten. Zierrat, wie Spoiler und Schweller zähle ich nicht auf, da diese dem persönlichen Geschmack entsprechen – ich brauche so etwas nicht. Wohl aber eine Mittelarmlehne für 153 Euro und eine iPhone-Halterung für 37 Euro. Das Technikpaket ist zudem empfehlenswert, da es oben genannte Assistenten bereithält. Kostenpunkt: 600 Euro. So komme ich mit einem „vernünftigen“ Nissan Juke auf gut 25.500 Euro Listenpreis. Nicht gerade wenig, wenn man bedenkt, dass man hiermit einen hochgelegten Kleinwagen erhält. Aber Lifestyle kostet eben. Konkurrenten vom Schlage eines Opel Mokka, Fiat 500 X oder Skoda Yeti sind nicht viel günstiger – größtenteils aber praktischer.
Weitere Informationen findet ihr unter www.nissan.de | Fotos © Nissan