Werbung | Politikverdrossenheit

Ich machte es mir mit meiner Freundin am Wahlabend vorm Fernseher gemütlich, in der Hoffnung, dass weder Tigerenten-, Biene Maja- noch (sorry Milos) BVB-Koalition tatsächlich Wirklichkeit wird.

Nun ja, dass es so kam, wie es scheinbar kommen musste, ist ja nun kein Geheimnis mehr und ich könnte jetzt anfangen auf jene zu schimpfen, die die Merkel-Welle, diesen „Kompetenz-Tsunami“, ermöglicht haben. Nur haben mir viele Gespräche mit Wahlberechtigten im Freundeskreis immer wieder die gleiche Frage präsentiert: Was soll ich denn sonst wählen?! Mir ist also klar geworden, dass Schwarz-Gelb weniger Gewinner als vielmehr die Einäugige darstellt, die unter den Blinden ja bekanntlich Königin ist.

Ein schwacher Trost. Denn obwohl mir durchaus klar ist, dass der SPDHerausforderer im Wahl-“Kämpfchen“soviel politische Ausstrahlung wie Hausstaub besaß, wundere ich mich dennoch, warum Rot-Grün dermaßen abgelehnt wurde. Klar, ich könnte jetzt sagen, dass ich Atomenergie gar nicht so gefährlich finde, und die Endlagerung schon gutgehen wird, aber ich hab ja gut reden, ich wohne ja auch nicht in Gorleben oder in Krümmel. Nur, damit keine Missverständnisse entstehen, ich bin kein Birkenstock-Latschen tragender, ungeduschter und pseudo-philosophischer Öko-Grüner, wie man ihn sich an der Grünenbasis gern vorstellt, aber mir wurde schon schlecht, als ich in den USA war und wir auf den Highways ständig von Pick-Ups mit 2000 PS und 8-Liter-Motoren überholt wurden, die dann mit brachialen 75 Km/h an uns „vorbeirauschten“ welche nur von ähnlich motorisierten Corvettes mit 80 Km/h kassiert wurden. Ein echter Segen, einen schnellen Wagen fahren zu können, nur nie schnell fahren zu dürfen!

Ich finde schon, dass es an der Zeit ist, Verantwortung zu übernehmen und das heißt in meinen Augen nicht, als Antwort auf die Finanzkrise die besten Freunde der Ackermänner in politische Verantwortung zu wählen. Und an all jene, die die FDP wählten, weil sie ihr wirtschaftliche Kompetenz zuschrieben, sei ein Blick auf die personelle Rollenverteilung gegönnt. Mr. Steuerfachmann Westerwelle beweist, dass er wohl nur am Steuer des Guidomobils ein Fachmann ist, und sich erstmal schön zum Winke-Winke-Außenminister küren lässt. Und nur, weil ein zu Guttenberg ein einziges Mal in seinem Familien-Maybach den Chauffeur an einer Kaserne halten ließ, um nach dem Weg ins Hilton zu fragen, ist er doch deswegen noch kein geeigneter Verteidigungsminister, oder?!

Naja, jedenfalls habe ich gelernt, dass mangelnde Alternativen durchaus zu merkwürdigem Wahlverhalten führen kann, was viele in Deutschland sich auf die Frage antworten sollten, warum ein gewisser Herr Berlusconi immer noch und immer wieder in Italien an der Macht ist.