Wo sich heute die Urlauber in einem einzigartigen Ambiente erholen und den Skifreuden in den Schweizer Alpen hingeben, stand einst ein Sanatorium von beachtlichem Ruf. Heute ist das Jugendstilhotel Schatzalp in Davos ein gefragter Treffpunkt und aufgrund seiner ansprechenden Kulisse wirklich atemberaubend. Nicht weniger spektakulär und faszinierend ist die Geschichte des Hauses. Im späten 20. Jahrhundert, genauer gesagt zwischen 1898 bis 1900 bauten Max Haefeli und Otto Pfleghard, zwei Architekten aus Zürich ein Sanatorium der Luxusklasse.
Zur Zeit seiner Eröffnung im Dezember 1900 galt das ehrwürdige Haus als fortschrittlichste Einrichtung in der Schweizer Region. Vor allem aus Deutschland und Großbritannien reisten die Gäste an. Edward Neumann, der Begründer des Alpinums Schatzalp, war der Schwiegersohn von Willem Jan Holsboer, der den Bau gemeinsam mit Edward Neumann und seinem zweiten Schwiegersohn, Dr. Lucius Spengler, vornahm. Beide arbeiteten als Chefärzte im Sanatorium.
Inspiration und Gesundheitsbrunnen auf höchstem Niveau
Das renommierte Davoser Hotel diente übrigens Thomas Mann als Inspiration für seinen erfolgreichen Roman „Der Zauberberg“. Die gleichnamige Schatzalp ist Hotelname und Skigebiet gleichzeitig. Hier gingen bekannte Persönlichkeiten ein und aus. Bis zum Jahr 1954 war das Berghotel Schatzalp als Sanatorium der Luxusklasse weit über die Grenzen der Schweiz hinaus bekannt. Die hervorragende Bergluft und das wohltuende Klima boten fantastische Bedingungen für Patienten mit Lungenkrankheiten. Beim Besuch im Hotel am Zauberberg spürt man sofort die Atmosphäre von damals. Die Jugendstillampen, die quietschenden Flügeltoren und die großen Panoramafenster zeugen damals wie heute von einem kunstforcierten Lebensstil trotz Krankheit.
Aufgrund der Höhe diente ein Schrägaufzug, die Schatzalpbahn, als Transportmittel. So reisten die Patienten samt Gepäck an und ließen sich wohl wie Thomas Manns Ehefrau von dem bezaubernden Belle Èpoque Charme beeindrucken. Über 8000 Patienten lebten teils das ganze Jahr über auf luftiger Anhöhe im Sanatorium. Zu den Besuchern des ehrwürdigen Etablissements zählten Barone und Fürsten ebenso wie Grafen, Besitzer von Rittergütern oder geheime Staatssekretäre. Viele reisten mit dem gesamten Hofstaat und ihren Familien an, um sich zu erholen. Wohl niemand wollte auf den gewohnten Lebensstil verzichten und so war das Sanatorium aufgrund seiner luxuriösen Ausstattung erste Wahl. Davos liegt auf 1560 Seehöhe, keine Stadt in Europa liegt höher, was ein hervorragendes Klima verspricht. So erklärt sich zudem, welch positiven Einfluss ein Aufenthalt hier auf Menschen mit Lungenerkrankungen hatte.
Die Initiative für den Bau eines Sanatoriums dieses Ausmaßes hatte Willem Jan Holsboer. Das Haus bot therapeutische Neuheiten, triumphierte allerdings auch in puncto Architektur. Die große Wandelhalle erinnert an einen Kreuzgang und hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert. Die Zeitreise ist bis heute erhalten geblieben und das lag wohl auch im Sinne von Holsboer, der sich vielerlei Gedanken um die Entstehung des Sanatoriums in diesem außergewöhnlichen Rahmen gemacht hatte.
Luxus pur
Der hohe Anspruch an die baulichen Vorgaben hielt sich auch bei der Gestaltung und Einrichtung der Krankenzimmer im Vordergrund. Der Wannenrand der Badewannen war geheizt. Löwenfüße zierten die Füße der Badewannen. Die aus England stammenden Klosettschüsseln wurden mit Blumen bemalt. Der Sitzring konnte mit heißem Wasser geheizt werden.
Die Versorgung der Patienten erfolgte über einen Speisenaufzug. Dieser verband die Hauptküche mit drei Etagen des Sanatoriums. Dank der sogenannten Wärmetische wurde das Essen warm und frisch serviert. Die Lage der Zimmer war so gestaltet, dass die Sonne durch die Stufen der großen Loggias länger schien als anderswo.
Fortschrittlich und luxuriös – das Sanatorium Schatzalp
Das Schatzalp Sanatorium unterhielt ein Post- und Telegraphenbüro, denn das Sanatorium war an das Telefon- und Telegraphennetz der Schweiz angeschlossen. Bis 1953 war das Sanatorium gern besucht und war wohl für viele der bekanntesten Persönlichkeiten ein wichtiger Lebensraum, um sich der eigenen Gesundheit und der persönlichen Seelenhygiene zu widmen. Man erlebt Geschichte pur, wenn man das ehemalige Ärztehaus, die Villa Guarda, besucht und findet an vielen Stellen genügend Zeit, um sich auf eine einzigartige Zeitreise zu machen. Die Liftanlage stammt aus dem 1900 und befindet sich im Originalzustand. Es ist also kein Wunder, wenn man sich in eine andere Zeit versetzt fühlt. Um der Lebenslust des Jugendstils zu entsprechen, gab es großzügig angelegte Gesellschaftsräume, die auch heute verschwenderisch und beeindruckend zugleich wirken.
Mit diesem Belle Epoque Lebensgefühl reisten wohl auch die Besucher damals an. Für gute Gedanken sorgt noch heute der Botanische Garten Alpinum Schatzalp, der bei dem historischen Hotelbau wieder in seinen ursprünglichen Zustand gestaltet wurde. Dr. Edward Neumann hatte diesen wenige Gehminuten vom Hotel errichteten Garten ins Leben gerufen. Neben Thomas Mann zählt wohl Kaiser Wilhelm II. zu den bekanntesten und spannendsten Besuchern des Sanatoriums. Zehn Jahre mietete der Kaiser mehrere Zimmer, deren Charme durch den Jugendstil bis heute erhalten blieb.
Die windgeschützten Terrassen waren ein wesentlicher Teil der Therapie in dem hochgelegenen Sanatorium. Die bis heute bekannten Davoser Liegen im sonnenleuchtenden Gelb dienten dazu, die Patienten warm einzupacken, um die Sonne und die würzige Bergluft in den Schweizer Alpen zu genießen. Die Sonnenbestrahlung sollte für Patienten mit Lungenerkrankungen wie beispielsweise Tuberkulose einen gesundheitsfördernden Einfluss haben.
Auf der Terasse, lang und nett,
steht ein gepolstert Ruhebett.
Da streck dich hin, so lang du bist,
und glaube, dass es heilsam ist.
Und denk: Wie schön ist die Natur!
Man nennt das Ding die „Liegekur“.
- Prospekt vom Sanatorium um 1900
- Artikel – Schweizerische Bauzeitung 1902
- Artikel – Der Mann, der Davos erfand
Hollywood auf Schatzalp
Immer wieder dient die Schatzalp als Kulisse für Hollywood-Filme, Theater und andere Produktionen.
Zum Hotel: https://www.schatzalp.ch/